
Am 8. April 2025 wurde von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ ein alarmierender Anstieg von Angriffen auf Journalisten in Deutschland dokumentiert. Im Jahr 2024 verzeichnete die NGO insgesamt 89 Angriffe auf Medienschaffende, was eine Verdopplung im Vergleich zu den 41 Vorfällen im Jahr 2023 darstellt. Diese erschreckende Entwicklung wirft ein beunruhigendes Licht auf die Medienfreiheit im Land.
Eine überwältigende Mehrheit der Angriffe, nämlich 75, umfasste körperliche Gewalt, während 14 Vorfälle Redaktionsräume oder Wohnhäuser betrafen. Darüber hinaus fanden 66 der 89 Attacken im Kontext politischer Demonstrationen statt, darunter 38 bei Veranstaltungen rund um den Nahostkonflikt in Berlin. Reporter ohne Grenzen berichtet, dass zwei Reporter speziell wiederholt angegriffen wurden, was die Gefährdung von Journalisten in der aktuellen politischen Lage verdeutlicht.
Hintergründe und Ursachen der Angriffe
Ein Großteil der Übergriffe war auf Konfrontationen am Rand von Demonstrationen gegen die israelische Kriegsführung zurückzuführen. Laut den Berichten gab es in diesem Jahr eine steigende Pressefeindlichkeit, sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch in den redaktionellen Räumen. Nach dem verheerenden Hamas-Anschlag auf Israel am 7. Oktober 2023 haben viele Journalisten von einem verengten Meinungskorridor berichtet, insbesondere bei der Berichterstattung über den Konflikt im Gazastreifen.
Die Berichterstattung, die die israelische Kriegsführung in Frage stellt, stößt oft auf Widerstand und erhält in vielen Redaktionen kaum Unterstützung. Informationen von palästinensischen Quellen und Menschenrechtsorganisationen werden häufig infrage gestellt, was die Situation von Journalisten weiter erschwert.
Medienvielfalt und wirtschaftliche Herausforderungen
Trotz der hohen internationalen Medienvielfalt in Deutschland sind zunehmende wirtschaftliche Druck und eine Tendenz zur Monopolisierung besorgniserregende Trends. So stieg der Anteil der Landkreise mit nur einer Lokalzeitung von 33,5 % im Jahr 1992 auf 46,75 % im Jahr 2024. Dies hat Auswirkungen auf die Grundpfeiler des unabhängigen Journalismus, der als entscheidend für die Demokratie gilt.
Reporter ohne Grenzen fordert mehrfach eine steuerliche Anerkennung für gemeinnützigen Journalismus sowie einen verbesserten Schutz von Quellen als Grundpfeiler für die journalistische Tätigkeit. Insbesondere in Zeiten zunehmender Übergriffe ist der Schutz der Vertraulichkeit zwischen Journalisten und ihren Quellen von zentraler Bedeutung.
Forderungen und Ausblick
Die NGO lehnt darüber hinaus Vorhaben ab, die das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) abschaffen wollen, da dieses den Zugang zu amtlichen Informationen bei Bundesbehörden regelt und somit essenziell für die Berichterstattung ist.
Obwohl Deutschland auf Platz 10 der weltweiten Pressefreiheitsrangliste steht, ist die besorgniserregende Zunahme von Übergriffen und die wachsende Pressefeindlichkeit ein starkes Indiz dafür, dass die Herausforderungen für die Medienberichterstattung in Deutschland zunehmen. Über die genauen Auswirkungen dieser Entwicklungen wird die Rangliste zur Pressefreiheit am 3. Mai veröffentlicht, die bereits im vergangenen Jahr auf diese Problematik hinwies.