
Im April 1945 fand eine der letzten Schauplätze des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden statt: die Schlacht um Bautzen. Zwischen dem 21. und 26. April lieferten sich deutsche, sowjetische und polnische Truppen erbitterte Kämpfe in und um die Stadt Bautzen in Sachsen. In einer Zeit, als die Rote Armee ihre Großoffensive auf Berlin vorbereitete, schien die deutsche Wehrmacht, angeführt von General Fritz-Hubert Gräser, die Überhand zu gewinnen. Trotz Überzahl und moderner Ausrüstung der polnischen und sowjetischen Streitkräfte, gelang es den Deutschen, ihren Gegnern schwere Verluste zuzufügen.
Die 52. Armee der Sowjetunion unter General Konstantin Korotejew und die polnische 2. Armee unter General Karol Świerczewski waren aufeinander abgestimmt, um die südliche Flanke zu sichern. Insgesamt verfügten die polnischen Truppen über etwa 90.000 Soldaten, während die deutschen Kräfte, die aus Überbleibseln von sechs Divisionen bestanden, ungefähr 50.000 Mann zählten. Ein zusammengewürfeltes Panzer-Arsenal von rund 350 Fahrzeugen auf deutscher Seite stand gegen eine polnische Streitkraft mit 266 Panzerfahrzeugen.
Der Verlauf der Kämpfe
Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit litten die polnischen Truppen unter unerfahrenen Soldaten, und die Kommandostruktur war instabil. General Świerczewski, während er militärisch erfahren war, konnte seine Truppen nicht effektiv führen. Durch eine unkoordinierte Aufteilung der Kräfte und mangelnde Ausbildung erlitten die Polen katastrophale Verluste, verloren über 40 Kampfpanzer. Laut Welt.de beliefen sich die Verluste auf polnischer Seite auf fast 4.902 Tote, während die sowjetischen Truppen unbekannte, aber erhebliche Verluste erlitten.
Die Straßenkämpfe in Bautzen führten zu massiven Zerstörungen. Schätzungen zufolge wurden etwa 10% der Wohnhäuser und 33% des Wohnungsbestandes zerstört. Diese militärischen Auseinandersetzungen waren in die breitere Offensive hinein verwickelt und hatten dennoch keinen strategischen Einfluss auf die Offensive Richtung Berlin, auch wenn beide Seiten den Ausgang als Sieg reklamierten.
Nachwirkungen und historische Bedeutung
Trotz der hohen Verluste in der polnischen Armee – die rund 27% ihrer gesamten Verluste in 20 Monaten in Bautzen erlitt – wurde General Świerczewski nach der Schlacht zum Armeegeneral befördert und von der kommunistischen Propaganda als idealer Feldherr gefeiert. Der Kontext seiner Beförderung und sein anschließendes Wirken, einschließlich der Verfolgung von Partisanen, halfen dabei, seinen Status in der post-war polnischen Gesellschaft zu festigen. Sein Tod während einer Patrouillenfahrt 1947 wurde von der kommunistischen Regierung genutzt, um eine Zwangsumsiedlung von Ukrainern zu rechtfertigen.
Die Schlacht um Bautzen mag als Pyrrhussieg der Deutschen in die Geschichte eingegangen sein, doch sie rief auch ein Umdenken hinsichtlich der taktischen Kommandostrukturen hervor. Historische Analysen zeigen, dass der Kampf trotz der Erfolge auf deutscher Seite das Ende der Wehrmacht im Osten nicht aufhalten konnte. Bautzen selbst blieb bis zur Kapitulation am 8. Mai in deutscher Hand, wurde jedoch schließlich an sowjetische und polnische Soldaten übergeben, was den schleichenden Übergang zur Nachkriegsordnung aufzeigt.
Insgesamt bleibt die Schlacht um Bautzen ein komplexes Thema in der Geschichtsschreibung, da die verschiedenen Perspektiven auf den Führungsstil und die strategischen Entscheidungen, insbesondere von General Świerczewski, sehr unterschiedlich bewertet werden. Die Tragödie und der Verlust von Menschenleben auf allen Seiten verdeutlichen die Grauen des Krieges und die Zerrissenheit der damaligen politischen Landschaft.