
Ab April 2025 wird dem Berliner Kinder- und Jugendtelefon die gesamte finanzielle Förderung entzogen. Dies gab die Berliner Bildungsverwaltung unter der Leitung von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bekannt. Der Trägerverein, das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, erhält somit die jährliche Förderung in Höhe von 100.000 Euro nicht mehr. Ursprünglich war lediglich eine Kürzung um 40 Prozent vorgesehen, doch die Entscheidung zur vollständigen Streichung zeigt die Dringlichkeit der angespannten Haushaltslage in Berlin.
Über 100 ausgebildete Ehrenamtliche des Kinder- und Jugendtelefons nehmen jährlich etwa 10.000 Anrufe entgegen. Diese Hotlines sind Teil des bundesweiten Netzwerks „Nummer gegen Kummer“ und bieten anonyme Beratung bei Problemen wie Einsamkeit, Suizidgedanken und Essstörungen. In Anbetracht der stetig steigenden Nachfrage nach solchen Anlaufstellen wird die Entscheidung der Bildungsverwaltung kritisch betrachtet.
Alternative Angebote und ihre Grenzen
Die Bildungsverwaltung verweist auf alternative Beratungsangebote wie die Berliner Hotline Kinderschutz. Doch die Diakonie stellt klar, dass diese Alternativen den notwendigen anonymen Schutzraum, den das Kinder- und Jugendtelefon bietet, nicht ersetzen können. Der Verlust dieser Anlaufstelle könnte gravierende Folgen für die jungen Menschen in der Stadt haben.
Zusätzlich warnt das Bundesfamilienministerium in einem Schreiben an Berlins Jugendstaatssekretär Falko Liecke (CDU) vor möglichen Auswirkungen, die die Streichung der Förderung auf das gesamte bundesweite Beratungsnetz haben könnte. Die Geschäftsführerin des Dachvereins „Nummer gegen Kummer“ fordert dringend Gespräche zur Erhaltung des Standorts, um den Jugendlichen weiterhin einen sicheren Ort für ihre Sorgen und Nöte bieten zu können.
Kontext der sozialen Infrastruktur
Die Kürzung der Förderung für das Kinder- und Jugendtelefon fügt sich in einen größeren Rahmen ein: Laut einer Blitz-Umfrage unter über 2.700 gemeinnützigen Organisationen drohen viele soziale Angebote in Deutschland zu verschwinden. Diese Umfrage, die zwischen dem 29. September und dem 10. Oktober 2023 durchgeführt wurde, zeigt, dass die durchschnittlichen Kosten in den Einrichtungen seit Anfang 2022 um 16 Prozent gestiegen sind. Trotz dieser Kostensteigerungen blieben viele staatliche Gelder unverändert.
Rund 40 Prozent der Organisationen mussten ihre Angebote aufgrund finanzieller Probleme bereits einschränken oder ganz einstellen. Dies könnte nicht nur zu einer Unterversorgung, sondern auch zu neuen Ausschlüssen für gefährdete Menschen führen. Die verbliebenen Organisationen, die täglich etwa 377.112 Menschen betreuen, sehen sich gezwungen, ihre Dienste weiter zu reduzieren, wobei 59 Prozent von ihnen mit weiteren Einschnitten auf der Einnahmeseite rechnen.
In Anbetracht dieser alarmierenden Entwicklungen wird die Entscheidung Berlins, das Kinder- und Jugendtelefon nicht länger zu fördern, als bedenklich angesehen. Die Warnungen der Wohlfahrtsverbände wie AWO, Diakonie Deutschland und Paritätischer verdeutlichen, dass die soziale Infrastruktur in Gefahr ist. Die Bedeutung der sozialen Angebote für die Gesellschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, und die aktuellen Kürzungspläne müssen überdacht werden.