
Hans Reichelt, der ehemalige Minister für Umweltschutz und Wasserwirtschaft der DDR, ist im Alter von 99 Jahren verstorben. Dies wurde am 14. Januar 2025 von seinem Sohn Erhard Reichelt der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Reichelt lebte zuletzt in Schöneiche bei Berlin und hinterlässt ein kontroverses Erbe in der deutschen Umweltpolitik.
Geprägt von einem Leben voller politischer Aktivitäten, wurde Reichelt am 30. März 1925 in Proskau, Landkreis Oppeln, Oberschlesien geboren. Er war Mitglied der Demokratischen Bauernpartei DBD und hatte verschiedene Ministerposten inne, darunter von 1953 sowie von 1955 bis 1963 Minister für Land- und Forstwirtschaft. Von 1972 bis 1990 diente er durchgängig als Minister für Umweltschutz und Wasserwirtschaft und war Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates der DDR. Diese Zeit war geprägt von erheblichen Umweltproblemen in der DDR, deren Verschleierung auch unter seiner Amtszeit stattfand. Dies führte zu einer entstehenden Oppositionsbewegung.
Politische Karriere und Herausforderungen
Während seiner Regierungszeit war Reichelt in umweltpolitisch umstrittene Entscheidungen involviert, insbesondere in Bezug auf die Zwangskollektivierung und die Industrialisierung der Landwirtschaft. Die Umweltverschmutzung in der DDR war stark ausgeprägt, was Bürgerrechtler mobilisierte, um Aufklärung und Verbesserungen einzufordern. Diese Bürgerinitiativen führten zur Gründung von Umweltbibliotheken und haben das Bewusstsein für Umweltfragen geschärft.
Als die friedliche Revolution 1989 in der DDR ihren Lauf nahm, trat Reichelt im Januar 1990 von seinem Ministerposten zurück. Er richtete sein Rücktrittsgesuch an den Parteivorsitzenden Günther Maleuda, was das Ende seiner politischen Laufbahn in der DDR markierte. Nach der Wende spielte er eine aktive Rolle in der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung, die er von 1994 bis 2003 leitete.
Späte Jahre und Erbe
In seinen späteren Jahren arbeitete Reichelt an einer Publikation über die Umweltpolitik der DDR. Klaus Töpfer, der frühere Bundesumweltminister, hatte Interesse bekundet, ein Vorwort zu Reichelt’s Buch zu schreiben, was die freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden dokumentiert. Reichelt war auch bis zuletzt an seinen Forschungen und schriftstellerischen Arbeiten interessiert, was seine tiefe Verbundenheit mit dem Thema Umwelt zeigt.
Ein weiterer Aspekt seines Lebens sind die rechtlichen Auseinandersetzungen um seine Altersbezüge, die nach der Wende gekürzt wurden. Zusammen mit anderen ehemaligen Parteifunktionären klagte Reichelt gegen die Einschnitte. 2010 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die Kürzungen rechtmäßig waren, da die Zahlungen nicht allein leistungsbezogen waren, sondern auch als Belohnung für die Erfüllung des Herrschaftsanspruchs der SED zu verstehen waren.
Reichelt hinterlässt ein komplexes und umstrittenes Erbe in der deutschen Geschichte, das von politischem Engagement und den Herausforderungen der Umweltpolitik geprägt ist. Sein Tod markiert das Ende einer Ära für viele, die die Entwicklungen der DDR und ihrer Umweltpolitik miterlebt haben.
Die Erinnerungen an Hans Reichelt und seine Rolle in der DDR-Politik werden weiterhin lebendig bleiben, während die Diskussionen um sein Wirken und die Herausforderungen der Vergangenheit fortdauern.
Für weitere Informationen zu seinem Leben und Wirken siehe Remszeitung, Wikipedia und Tagesspiegel.