
Am 6. Februar 2025 jährt sich der Mord an Hatun Sürücü zum zwanzigsten Mal. Der im Jahr 2005 erschossenen 23-jährigen Deutsch-Kurdin wurde in Berlin mit einer Gedenkveranstaltung gedacht, bei der zahlreiche Teilnehmer aus Politik und Gesellschaft zusammenkamen. Hatun Sürücü hatte für ihren Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit mit ihrem Leben bezahlt. Sie wurde am 7. Februar 2005 an einer Bushaltestelle in Tempelhof von einem ihrer Brüder erschossen, nachdem sie gegen den Willen ihrer Familie ihr Kopftuch abgelegt und eine Ausbildung zur Elektroinstallateurin gemacht hatte.
Die Gedenkveranstaltung fand im Besucherzentrum des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt und wurde von der Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe eröffnet. Sie betonte die Notwendigkeit, auch an andere Mädchen und Frauen zu denken, die Gewalt erfahren oder getötet wurden. Bundesfrauenministerin Lisa Paus war ebenfalls anwesend und unterstrich das gesellschaftliche Engagement für Gewaltopfer.
Der Mord und seine Folgen
Der Mord an Hatun Sürücü führte zu bundesweitem Entsetzen und einer intensiven Diskussion über die patriarchalen Strukturen in muslimischen Einwandererfamilien. Hatun war zur Heirat mit ihrem Cousin in der Türkei gezwungen worden, entschied sich jedoch dazu, eigenständig zu leben und ihren Sohn allein großzuziehen. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin legte sie ihr Kopftuch ab, was in ihrer Familie als schwere Verletzung der Familienehre angesehen wurde.
Die Taten von Hatuns Bruder, der mehr als neun Jahre in einer Jugendstrafanstalt verbrachte, gefolgt von der Abschiebung in die Türkei, haben weitere Fragen zur rechtlichen Handhabung solcher Fälle aufgeworfen. Während ein Teil des öffentlichen Diskurses auf die rechtzeitige Verantwortung der Behörden eingeht, wurde auch die Rolle des Begriffs „Ehrenmord“ hinterfragt, da er ein ehrenhaftes Motiv suggeriert.
Statistiken und Tendenzen
In den letzten Jahren wurden die Diskussionen über Femizide in Deutschland lauter. Im Jahr 2024 verzeichnete die Staatsanwaltschaft in Berlin sechs Femizide, während die Polizei von 29 Fällen sprach. Diese Diskrepanz wird auf unterschiedliche Kriterien bei der Einordnung zurückgeführt. Weltweit wurden im Jahr 2023 schätzungsweise 51.100 Mädchen und Frauen von Verwandten oder Partnern getötet, während in Deutschland 938 Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden wurden, darunter 360 tödliche Fälle.
- 2023 gab es 132.966 weibliche Opfer partnerschaftlicher Gewalt in Deutschland, ein Anstieg von 6,4 % im Vergleich zu 2022.
- Die Einführung von Sprachtests beim Familiennachzug wurde nach dem Mord an Hatun Sürücü im Jahr 2007 zur Diskussion gestellt.
- Ein aktueller Fall meldet den Mord eines 50-jährigen Libanesen an seiner Frau trotz eines Kontaktverbots.
Die Geschichte von Hatun Sürücü bleibt präsent und wird auch im Kinofilm „Nur eine Frau“ (2019) thematisiert. Ihre Ermordung hat nicht nur die gesellschaftliche Debatte über Zwangsehen angestoßen, sondern auch tiefere Fragen zur Rolle von Geschlechterverhältnissen in Deutschland hervorgerufen. Eine aktuelle Studie des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen zielt darauf ab, Tötungen von Frauen und deren Motive umfassend zu untersuchen und die Debatte um Femizide zu versachlichen.
Am 7. Februar, dem eigentlichen Todestag, ist ein stilles Gedenken am Ort des Verbrechens geplant, wo ein Gedenkstein an Hatun Sürücü erinnert. Ihr Schicksal wird weiterhin als Mahnung gesehen, gegen Gewalt an Frauen einzutreten und für Gleichheit und Selbstbestimmung zu kämpfen.
Folgen Sie den Entwicklungen und Erinnerungen an die tragischen Ereignisse in der Geschichte von Hatun Sürücü, die uns auffordern, aktiv gegen Gewalt an Frauen vorzugehen. Weitere Informationen finden Sie in den Artikeln bei Merkur und MiGAZIN. Für einen umfassenden Überblick über das Thema Femizid in Deutschland besuchen Sie bitte Universität Tübingen.