
Im Görlitzer Park in Berlin haben zwei Halsbandsittiche den Winter überstanden. Diese ursprünglich aus Halbwüsten südlich der Sahara sowie aus Indien und Pakistan stammenden Vögel haben sich in den letzten Jahren in Deutschland, insbesondere in städtischen Gebieten, verbreitet. Laut rbb24 gibt es in Städten wie Köln und Wiesbaden bereits etablierte Populationen dieser exotischen Art. Der Wildtierreferent Derk Ehlert von der Berliner Senatsverwaltung berichtet, dass die Überlebenschancen der Halsbandsittiche in Berlin anfangs gering waren. Mit den milderen Wintern in der Hauptstadt könnten jedoch neue Futterquellen dazu beitragen, dass die Vögel überleben.
Die Halsbandsittiche in Berlin sind vermutlich aus Gefangenschaft entkommen oder absichtlich ausgesetzt worden. Ehlert macht darauf aufmerksam, dass es viele natürliche Feinde gibt, vor allem Habichte, die die Vögel gefährden. In Berlin gibt es über 120 Brutpaare von Habichten, die sich auf exotische Vögel spezialisiert haben.
Beobachtungen der Haltung und Ausbreitung
Die geselligen Halsbandsittiche brüten in Höhlen und suchen in Gruppen nach Nahrung. Es gibt Bedenken, dass diese Neozoon-Art, die nicht heimisch ist, potenziell invasiv werden könnte. Ehlert stellt fest, dass die Halsbandsittiche nicht auf der EU-Liste invasiver Arten stehen, jedoch als „potenziell invasiv“ eingestuft werden. Die Beobachtungen der Vögel sind wichtig, um ihre Auswirkungen auf heimische Arten besser zu verstehen, da es Hinweise gibt, dass diese Vögel einheimische Tier- und Pflanzenarten gefährden könnten.
In Belgien, Großbritannien und Deutschland haben sich die Halsbandsittiche massenhaft verbreitet. Studien zeigen, dass im Rhein-Neckar-Gebiet etwa 4010 Exemplare gezählt wurden. Diese exotischen Vögel haben sich als anpassungsfähig erwiesen und profitieren von städtischen Umgebungen. Alain Paquet vom belgischen Naturschutzverband Natagora beschreibt die Vögel als laut und auffällig, was zu ihrer Bekanntheit in urbanen Gebieten beiträgt.
Langfristige Perspektiven und Auswirkungen
Die Zukunft der Halsbandsittiche in Berlin bleibt ungewiss. Ehlert äußert Skepsis darüber, ob die Vögel in der Hauptstadt dauerhaft brüten können, da frühere Ansiedlungen gescheitert sind. Viel hängt von den Überlebensbedingungen und der Interaktion mit heimischen Arten ab. In anderen Städten wie Brüssel, wo bereits 1974 die erste Population aus einem Vergnügungspark entlassen wurde, zeigt sich, dass Halsbandsittiche Nistplätze mit heimischen Arten wie Spechten und Kleibern konkurrieren, was langfristige Auswirkungen auf das Ökosystem haben könnte.
Die Diskussion um die Halsbandsittiche wirft Fragen über die Kontrolle und das Management invasiver Arten auf. Während eine EU-Listung als invasive Art voraussichtlich nicht erfolgt, bleibt das Problem in städtischen und landwirtschaftlichen Gebieten, insbesondere in Südeuropa, ein wichtiges Thema. Die Ausbreitung dieser Vögel könnte potenziell Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen verursachen, darunter Obst- und Sonnenblumenfelder.
Insgesamt wird die Beobachtung der Halsbandsittiche in Berlin und anderen Städten entscheidend sein, um zu verstehen, welche Auswirkungen diese Vögel auf die lokale Flora und Fauna haben. Menschen werden geraten, vorsichtig mit freifliegenden Halsbandsittichen umzugehen und sie nicht zu füttern oder anzuwerben, um mögliche Störungen des Ökosystems zu verhindern.