
Am 21. und 22. Februar 2025 fand an der Bucerius Law School eine wegweisende Tagung statt, die sich mit dem Thema Entgelttransparenz und Entgeltgleichheit beschäftigte. Diese Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Deutschen Arbeitsgerichtsverband organisiert und markierte einen wichtigen Schritt in der Diskussion über die Auswirkungen und Maßnahmen der neuen EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis zum Sommer 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden muss, wie law-school.de berichtet.
Die Tagung umfasste mehrere Eröffnungsberichte über die europäische Arbeits- und Sozialrechtsprechung. Vertreter wie PD Dr. Stefan Witschen von der Universität zu Köln und Antonia Seeland, LL.M. vom Hugo Sinzheimer Institut in Frankfurt am Main, beleuchteten die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Relevanz.
Europäische Richtlinie im Fokus
Laut der Richtlinie (EU) 2023/970, die am 10. Mai 2023 verabschiedet wurde, zielt die Gesetzgebung darauf ab, den Grundsatz des gleichen Entgelts für Männer und Frauen zu stärken. Dies gilt sowohl für gleiche als auch für gleichwertige Arbeit. Neben der Schaffung von Transparenz über Löhne und durchsetzbaren Mechanismen umfasst die Richtlinie erweiterte Auskunftsansprüche sowie Berichtspflichten und Entschädigungsansprüche bei geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung, so erläutert eur-lex.europa.eu.
Ein zentrales Anliegen der neuen Regelungen ist die Verbesserung der Entgelttransparenz. Arbeitgeber sind verpflichtet, Informationen zur Entgeltfestlegung offenzulegen, was auch in laufenden Arbeitsverhältnissen gilt. Insbesondere ab einer Beschäftigtenzahl von 100 müssen Arbeitgeber über geschlechtsspezifische Lohngefälle Bericht erstatten. Die Richtlinie fordert zudem Maßnahmen zur Beseitigung von Lohnungleichheiten bei einer Differenz von mindestens fünf Prozent.
Vielfältige Perspektiven auf die Umsetzung
Die Tagung in Hamburg bot nicht nur rechtliche Analysen, sondern auch eine Plattform für verschiedene gesellschaftliche Perspektiven. Eine Podiumsdiskussion mit Experten aus der Unternehmenssicht, wie Roland Wolf von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, und der Gewerkschaftsperspektive, vertreten durch Isabel Eder vom Deutschen Gewerkschaftsbund, beleuchteten die unterschiedlichen Interessenlagen. Auch Prof. Dr. Jutta Allmendinger von der Humboldt-Universität zu Berlin und RA Dr. Doris-Maria Schuster von Gleiss Lutz trugen zur lebhaften Diskussion bei.
Anerkennung fand das Organisationsteam rund um Miriam Jobst und die Bucerius Education GmbH, sowie die Unterstützung des Hamburger Vereins für Arbeitsrecht. Dem Beirat, bestehend aus fachkundigen Rechtsvertretern, gebührt ebenfalls Dank für ihre wertvollen Beiträge.
Mit der neuen EU-Richtlinie stehen alle EU-Staaten bis zum 7. Juni 2026 unter Druck, die notwendigen rechtlichen Grundlagen zur Umsetzung zu schaffen. Diese Initiative könnte weitreichende Auswirkungen auf die Vergütungssysteme in Unternehmen haben und die nationale Gesetzgebung in Deutschland, insbesondere das Entgelttransparenzgesetz von 2017, vor eine grundlegende Überarbeitung stellen. Die Richtlinie könnte somit nicht nur bestehende Diskriminierungen adressieren, sondern auch eine neue Ära der Arbeitsrechtsprechung einleiten, wie haufe.de zusammenfasst.