
Mehr als 60 Hochschulen und Forschungsinstitutionen in Deutschland haben beschlossen, ihre Accounts auf der Plattform X, ehemals bekannt als Twitter, stillzulegen. Diese Maßnahme ist eine Reaktion auf die jüngsten Veränderungen der Plattform, die als unvertretbar für die beteiligten Organisationen angesehen werden. Die Institutionen fordern damit ein Zeichen für Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft in der digitalen Kommunikation.Bauhaus-Universität Weimar berichtet, dass die aktuelle Ausrichtung von X nicht mit den Werten der Hochschulen vereinbar sei, die Weltoffenheit, Transparenz und einen demokratischen Diskurs fördern.
In einer Stellungnahme äußerte Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU), dass Wissenschaftsinstitutionen sich der Herausforderung nicht entziehen dürften. Sie kritisierte die Algorithmen der Plattform, die eine ideologische Agenda fördern und damit einen faktenbasierten Diskurs erschweren. Die Entscheidung über den Austritt betrifft ausschließlich die X-Accounts der Institutionen, nicht deren Kommunikation über andere soziale Medien.
Auswirkungen der algorithmischen Veränderungen
Die Beteiligten kritisieren insbesondere die algorithmische Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte und die Einschränkung der Reichweite ihrer Beiträge. Silke Engel von der Universität Potsdam weist darauf hin, dass sich die Arbeitsweise der Plattform stark verändert hat und der Algorithmus die Verteilung von Informationen beeinflusst. Dies verhindert den freien Austausch, der für akademische Institutionen zentral ist.Die Zeit hebt hervor, dass unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit oft Hass, Desinformation und Manipulation begünstigt werden.
Initiator dieser weitreichenden Aktion ist Achim Zolke, der Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zolke berichtet, dass sich stündlich weitere Hochschulen an der Bewegung beteiligen. Abgesehen von der BTU schließen sich Institutionen wie die Technische Universität Dresden und die Humboldt-Universität zu Berlin an. Sie alle haben sich ein gemeinsames Ziel gesetzt: ein Zeichen für eine offene Diskussionskultur in der Wissenschaft zu setzen und gegen antidemokratische Kräfte anzugehen.
Ein breites Spektrum an beteiligten Institutionen
Die Liste der Institutionen, die ihre Accounts deaktiviert haben, ist umfangreich und umfasst unter anderem:
- Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
- Bauhaus-Universität Weimar
- Berliner Hochschule für Technik
- Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Goethe-Universität Frankfurt
- Fachhochschule Dortmund
- Freie Universität Berlin
- Universität Potsdam
Die Entscheidung, sich von X zurückzuziehen, stellt für viele dieser Institutionen einen letzten Ausweg dar. Ein Wiedereinstieg auf die Plattform könnte stattfinden, wenn sich sowohl die Moderation als auch die Debattenkultur an demokratische Prinzipien anpassen.Eine Analyse zur Wissenschaftskommunikation verdeutlicht, wie solche Plattformen zunehmend von verschiedenen Akteuren beeinflusst werden, was die Art der öffentlichen Kommunikation über Wissenschaft gravierend verändert.
Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, dass akademische Institutionen eine klare Haltung zu den Plattformen beziehen, auf denen sie kommunizieren. Die ständige Beobachtung der Entwicklungen auf sozialen Medien bleibt entscheidend, um die Werte der Wissenschaft zu verteidigen.