
Am 1. Februar 2025 wurde der Tod von Horst Köhler, dem neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, bekannt gegeben. Köhler, der am 22. Februar 1943 in Skierbieszow, Polen, geboren wurde, verbrachte einen bemerkenswerten Lebensweg, der ihn zu einem der einflussreichsten politischen Figuren Deutschlands führte. Seine Familie floh 1944 vor der Roten Armee nach Westdeutschland, wo Köhler schließlich Wirtschaftswissenschaften in Tübingen studierte. Sein Aufstieg im öffentlichen Dienst begann im Bundesfinanzministerium, wo er bis zum Staatssekretär aufstieg.
Im Jahr 2000 wurde Köhler Geschäftsführer des Internationalen Währungsfonds (IWF) und erlangte internationale Bekanntheit. 2004 wurde er von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt, ein Amt, das er bis zu seinem Rücktritt am 31. Mai 2010 bekleidete. Obwohl er während seiner Amtszeit bei über 70% der Deutschen sehr beliebt war, wurde sein Rücktritt durch umstrittene Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr ausgelöst. Köhler hatte in einem Interview erklärt, militärischer Einsatz könnte notwendig sein, um Handelsinteressen zu wahren. Diese Bemerkung führte zu heftiger Kritik – und letztendlich zu seinem Rücktritt, trotz Unterstützung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Politische Entscheidungen und Engagement
Köhlers Amtszeit war geprägt von aktiven Interventionen in die Tagespolitik. Er stoppte 2004 Pläne zur Festlegung des Tags der Deutschen Einheit, regte 2005 eine Überprüfung des Luftsicherheitsgesetzes an und verhinderte die Privatisierung der Luftraumüberwachung. Darüber hinaus war sein politisches Engagement nicht nur national gerichtet; Köhler setzte sich stark für die Belange Afrikas ein und besuchte während seiner Präsidentschaft zwölf afrikanische Länder.
Trotz seines Rücktritts blieb Köhler politisch aktiv. Er leitete 2016/2017 eine Kommission der Afrikanischen Entwicklungsbank und wurde 2017 von der UN zum Sonderbeauftragten für den Westsahara-Konflikt ernannt, trat jedoch dieses Amt 2019 aus gesundheitlichen Gründen nieder. Darüber hinaus engagierte er sich in der Forschung zu Seltenen Erkrankungen, indem er 2006 eine entsprechende Stiftung gründete, die er zusammen mit seiner Frau ins Leben rief.
Ein Nachlass des Engagements
Sein Engagement für die Gesellschaft gipfelte 2021 in der Schirmherrschaft für den ersten bundesweiten Bürgerrat zur Klimapolitik. In der Öffentlichkeit äußerte Köhler nach seinem Rücktritt nur selten zu innenpolitischen Themen, blieb jedoch in Fragen der internationalen Zusammenarbeit und des Klimaschutzes aktiv. Er lebte abwechselnd in Berlin und im bayerischen Chiemgau und hinterlässt seine Frau Eva Luise sowie zwei Kinder und mehrere Enkelkinder.
Horst Köhler wird in Erinnerung bleiben als ein Präsident, der seine Position aktiv nutzte, um sich für wichtige globale Themen einzusetzen und der trotz der Herausforderungen und Kontroversen, die seine Karriere begleiteten, in die Herzen vieler Deutscher eindringen konnte. Sein Rücktritt möge als ein Beispiel dafür dienen, wie kompliziert politische Kommunikation sein kann und wie wichtig es ist, die Rolle des Staates in der internationalen Arena zu reflektieren. Die Badischen Neuesten Nachrichten und DW beschäftigen sich eingehend mit seinem Leben und Wirken.