
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser befindet sich laut einer aktuellen Umfrage in einem besorgniserregenden Zustand. Die Umfrage, die im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) durchgeführt wurde, zeigt, dass 61 Prozent der befragten Krankenhäuser im Jahr 2023 Verluste verzeichneten. Dies ist der schlechteste Wert seit zwei Jahrzehnten. Nur 9 Prozent der Häuser konnten ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen, während 30 Prozent einen Überschuss erwirtschafteten. Diese Daten wurden in Berlin veröffentlicht und spiegeln die ernsthaften Herausforderungen wider, mit denen die Einrichtungen derzeit konfrontiert sind. Die Umfrage selbst wurde zwischen Mitte Mai und Mitte August 2023 durchgeführt und umfasste 366 Allgemeinkrankenhäuser mit mindestens 100 Betten (WELT).
Insbesondere 64 Prozent der befragten Häuser berichteten von einer Verschlechterung ihres Jahresergebnisses. Die Prognosen für 2024 sind ebenfalls düster: 79 Prozent der Krankenhäuser erwarten, ein negatives Ergebnis zu erzielen. Die Gründe für diese angespannte Situation sind vielfältig. Preissteigerungen bei Personal- und Sachkosten stehen im Vordergrund. Viele Kliniken sehen sich nicht in der Lage, ihre Preise an die Inflation anzupassen, was die finanzielle Situation zusätzlich verschärft. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, betonte, dass es an der Förderung von Investitionen Fehle (DKI).
Liquiditätsprobleme und politische Herausforderungen
Eine weitere Dimension der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zeigt sich im DKI Krankenhaus-Index, der die Liquiditätsprobleme der Krankenhäuser detailliert erfasst. 2023 gaben 80 Prozent der Krankenhäuser an, dass ihre Liquidität aufgrund anstehender Weihnachtsgelder verschlechtert sei. Dies ist besorgniserregend, da 60 Prozent der Häuser ihre Zahlungen nicht aus den regulären Betriebseinnahmen refinanzieren können. In vielen Fällen sind die Einrichtungen gezwungen, auf Zuschüsse oder Bankkredite zurückzugreifen, um Weihnachtsgelder in voller Höhe auszuzahlen.
67 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser stuften ihre wirtschaftliche Lage als schlecht oder sehr schlecht ein. Die Umfrage zeigt auch, dass die Unzufriedenheit mit der gesundheitspolitischen Arbeit der Bundesregierung auf einem Rekordhoch ist. Viele Krankenhäuser fordern Maßnahmen wie einen Inflationsausgleich durch Anhebung der Landesbasisfallwerte und Psychiatrieentgelte für 2024, um eine Verbesserung ihrer Situation zu ermöglichen.
Gesundheitsausgaben und die dreifache Herausforderung
Die schwierige finanzielle Lage der Krankenhäuser ist vor dem Hintergrund der insgesamt steigenden Gesundheitsausgaben in Deutschland zu betrachten. Im Jahr 2022 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf 498 Milliarden Euro, was 12,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Deutschland belegt damit weltweit den dritten Platz bei den Gesundheitsausgaben, hinter den USA und Kanada (bpb).
Die Erhöhung der Gesundheitsausgaben wird zum großen Teil von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) getragen, welche 53 Prozent der Gesamtzahlen ausmachte. Der hohe Anteil der Krankenhausbehandlung an den Ausgaben ist besonders auffällig, da sie 32,1 Prozent ausmachen. Trotz der hohen Ausgaben fehlen den Kliniken oft die nötigen finanziellen Mittel, um ordentlich zu wirtschaften und dies hat Konsequenzen für die Patientenversorgung.
Die Zahlen verdeutlichen, dass der Sektor vor einer dreifachen Herausforderung steht: steigende Kosten, unzureichende Einnahmen und eine unzufriedene Patientenbasis. Die Hoffnung liegt nun auf einer raschen politischen Intervention und einer verbesserten finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser, um die Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu meistern.