
In Köln stehen aktuell noch 106 alte Telefonzellen ungenutzt in der Stadt. Die Deutsche Telekom hat im Januar 2023 alle ihre Telefonzellen in Deutschland außer Betrieb genommen, was die Geräte nicht mehr funktionsfähig macht. Seitdem zeigen die Telefonzellen oft die Meldung „Entschuldigung, zur Zeit gestört“. Die Abbauarbeiten, die als komplex und langwierig gelten, beginnen nur schrittweise und sollen bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Bisher wurden in Köln bereits 63 Standorte abgebaut.
Die Gründe für den schrittweisen Abbau sind vielfältig. Laut ksta.de verursacht jeder Standort der Telefonzellen monatliche Gebühren von 12,90 Euro, was zur Einsparung bei der Telekom drängt. Zudem zeigen viele der verbliebenen Geräte Beschädigungen durch Vandalismus und bieten Platz für Graffiti, was deren Zustand weiter verschlechtert.
Langwieriger Abbauprozess
Der Abbau der Telefonzellen ist kein einfacher Prozess. Bevor die Geräte abgebaut werden können, muss zunächst die Stromversorgung durch die Netzbetreiber abgeschaltet werden, was mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Erst danach können die erforderlichen Genehmigungen für den Abbau bei der Stadt Köln beantragt werden. Diese Anträge durchschnittlich 10 bis 15 Werktage zur Bearbeitung benötigen. Verzögerungen können zudem durch lokale Ereignisse wie Karneval oder Weihnachtsmärkte auftreten, die die Infrastruktur in der Stadt betreffen.
Die Telekom hat insgesamt bereits 12.000 öffentliche Fernsprecher in Deutschland abgeschaltet. Zum Zeitpunkt der Abschaltung gab es von den ursprünglich mehr als 160.000 Telefonzellen nur noch weniger als 10% in Betrieb. Ein Grund für diese massive Reduzierung sind die stark gesunkenen Nutzerzahlen. Im letzten Jahr erzielte fast jedes dritte öffentliche Telefon keinen Umsatz, und der durchschnittliche Umsatz pro Standort liegt nur noch im niedrigen Euro-Bereich.
Öffentliche Telefoninfrastruktur im Wandel
Die historischen Wurzeln der Telefonzellen reichen bis ins Jahr 1881 zurück, als der erste „Fernsprechkiosk“ in Berlin eröffnet wurde. Diese Telefonstellen waren während des größten Teils des 20. Jahrhunderts ein unverzichtbarer Teil der Telekommunikationsinfrastruktur in Deutschland. Doch der Bedeutungsverlust begann bereits mit der Liberalisierung und Privatisierung des Telekommunikationsmarktes sowie der zunehmenden Verbreitung von Mobilfunktechnologien. Der Rückgang öffentlicher Telefonstellen wurde in den 1990er Jahren spürbar.
Die Deutsche Telekom AG war bis 2021 noch für den Betrieb öffentlicher Telefone zuständig, aber seitdem hat sich die Situation nochmals verändert. Die flächendeckende Bereitstellung von Münz- oder Kartentelefonen wurde aus dem Katalog der Universaldienstleistungen gestrichen, was den Rückgang weiter beschleunigt hat. Laut inside-digital.de existieren aktuell nur noch etwa 14.000 öffentliche Telefonstellen in Deutschland, ein weiterer Rückgang ist in den kommenden Jahren zu erwarten.
Die mobile Kommunikation hat schließlich die öffentliche Sprachtelefonie weitgehend ersetzt. Was früher eine Selbstverständlichkeit war, wird nun zunehmend zum Relikt vergangener Zeiten. Der bevorstehende Abbau der letzten Telefonzellen in Köln sowie anderen Städten in Deutschland unterstreicht diesen Wandel in der Kommunikationslandschaft.