
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, zeigt sich optimistisch hinsichtlich der Landtagswahl 2026, trotz der jüngsten Rückschläge der Grünen. Er betont, dass die Partei der grün-schwarzen Koalition in Baden-Württemberg sich von den bundespolitischen Turbulenzen erholen muss. Kretschmann sieht eine „riesige Lücke“ zwischen den Ergebnissen der Grünen bei den Bundestags- und Landtagswahlen und glaubt, dass sich die Stimmung bis zur Wahl erheblich ändern könnte. Die Bundes-Grünen haben bei der letzten Bundestagswahl nur 11,6 Prozent erreicht und sind damit aus der Regierung gefallen, wohingegen die Grünen in Baden-Württemberg 13,6 Prozent erhielten, was ebenfalls einen Rückgang bedeutet.
In der aktuellen politischen Landschaft, in der die CDU in Baden-Württemberg mit 31,6 Prozent deutlich über dem Bundesergebnis von 28,5 Prozent liegt, spürt Kretschmann eine Notwendigkeit für einen Neuanfang. Er weist darauf hin, dass die Unzufriedenheit mit der Ampelregierung in Berlin die Wahrnehmung der Grünen negativ beeinflusst hat. Für die bevorstehenden Wahlen empfiehlt er den Bundes-Grünen, sich an den Strategien der baden-württembergischen Grünen zu orientieren, die er als „klar in den Zielen, aber offen in den Wegen“ beschreibt.
Ausblick auf die Koalitionsmöglichkeiten
Kretschmann warnt gleichzeitig vor dem Aufstieg der AfD und mahnt die Notwendigkeit von Zusammenarbeit im Hinblick auf globale Herausforderungen, insbesondere im Ukraine-Konflikt, an. Er betont, dass die EU sich nicht von internen Widerständen, wie denen von Ungarns Ministerpräsident Orban, bremsen lassen sollte. Kretschmann, der seit 13 Jahren im Amt ist, kündigte bereits seinen Rückzug für die kommende Wahl an, was die weitere politische Ausrichtung der Grünen maßgeblich prägen könnte.
Die Grünen stehen vor Herausforderungen, insbesondere nach herben Verlusten bei den letzten drei Landtagswahlen. Politische Beobachter stellen fest, dass die Partei als Besserwisser- und Bevormundungspartei wahrgenommen wird. Um diese Wahrnehmung zu verändern, schwebt Kretschmann eine Härte in der Asylpolitik vor und die Förderung eines positiven Zugs zum Migrationsthema. Dabei ist der Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg ein zentrales Anliegen, das jedoch schleppend vorankommt.
Wahlkampfstrategien und innerparteiliche Herausforderungen
Im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen hat Cem Özdemir, aktueller Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, die Chance, die baden-württembergischen Grünen in den Wahlkampf zu führen. Özdemir wird sowohl als Brücke zu den Kretschmann-Wählern als auch als Vertreter der Berliner Polit-Prominenz gesehen. Experten wie der Wahlforscher Frank Brettschneider sind sich einig, dass der kommende Wahlkampf themenorientierter gestaltet wird, anstatt sich auf persönliche Qualitäten der Kandidaten zu fokussieren.
Die momentanen Umfragewerte der Grünen liegen bei etwa 20 Prozent, was im Vergleich zur letzten Landtagswahl, bei der die Partei 32,6 Prozent erhielt, einen signifikanten Rückgang darstellt. Alexander Maier, ehemaliger Landtagsabgeordneter und gegenwärtiger Oberbürgermeister von Göppingen, bleibt dennoch optimistisch. Er sieht die schlechten Umfragewerte als direkte Folge der Unzufriedenheit mit der aktuellen Bundesregierung in Berlin und betont die dringende Notwendigkeit, die Stimmung zu verbessern.
Die kommenden Monate versprechen entscheidend für die Zukunft der Grünen in Baden-Württemberg zu werden. Kretschmann und seine Mitstreiter stehen vor der Herausforderung, sich neu aufzustellen und eine positive Ausrichtung für die Wähler zu schaffen. Mit den bevorstehenden Landtagswahlen 2026 wird der Druck, die interne und externe Zusammenarbeit zu stärken, kontinuierlich zunehmen.