
Joe Chialo, der erste Kultursenator Berlins mit tansanischen Wurzeln, fordert eine Neudefinition der Kulturfinanzierung in Deutschland. In einem Interview äußerte Chialo, dass er eine aktive Rolle der Privatwirtschaft in der Kulturfinanzierung für unabdingbar halte. „Warum nicht?“, fragte er in Bezug auf die Möglichkeit, dass die Privatwirtschaft den staatlichen Sparbedarf ausgleicht. Chialos Vorschläge zielen darauf ab, Inspiration aus erfolgreichen Kooperationen zu gewinnen, wie etwa zwischen den Berliner Philharmonikern und der Deutschen Bank oder der Staatsoper Unter den Linden und BMW.
Wie tagesspiegel.de berichtet, ist die Zuwendung der Deutschen Bank an die Philharmoniker zweckgebunden für das Education-Programm, während BMW Veranstaltungen wie „Staatsoper für alle“ sponsert. Diese Partnerschaften werden als Unterstützung für kulturelle Institutionen gewertet, auch wenn die Engagements der Unternehmen im Vergleich zur US-Philanthropie als gering eingeschätzt werden.
Chialos kulturelle Vision
In seiner Rolle als Kultursenator plant Chialo, die Berliner Kulturszene zur Neugestaltung ihrer Strukturen anzuregen. Sein nächstes Treffen mit Intendantinnen und Intendanten ist für den 20. Februar angesetzt. Chialo, der 1970 in Bonn geboren wurde und 52 Jahre alt ist, hat eine beeindruckende Karriere in den kreativen und kulturellen Industrien hinter sich. Er wurde 2020 Executive Vice President für A&R bei Universal Music Central Europe & Africa und gründete 2009 Airforce1 Records. Seine Erfahrung in der Musikbranche wird him insbesondere nutzen, um seiner Vision für die Berliner Kultur Ausdruck zu verleihen.
Im African Leaders Magazine wird Chialos Hintergrund als Sohn des verstorbenen tansanischen Botschafters Isaya Chialo hervorgehoben. Seine Mutter und einige Brüder leben in Dar es Salaam. Chialo besuchte eine Salesian Don Bosco-Bordingschule und studierte Geschichte, Politik und Wirtschaft in Erlangen. Sein Wunsch, Berlin kulturell zu bereichern, spiegelt sich in seinen Positionen wider: Er trat 2016 der CDU bei und wurde 2022 in den Bundesvorstand gewählt.
Die Rolle des Sponsorings in der Kultur
Unternehmenssponsoring spielt eine zentrale Rolle in der Kulturfinanzierung. Laut einer Studie sind rund 93 % der befragten Unternehmen in der DACH-Region als Sponsoren von Kulturanbietern aktiv, wobei 88 % der Unternehmen aktuell Kultur fördern. Dabei variieren die Unternehmensgrößen, wobei kleine und mittlere Unternehmen die größte Gruppe bilden. Diese engagieren sich nicht nur finanziell, sondern setzen auch auf transparente Sponsoringkonzepte und hohe Reichweite.
Folgende Informationen zur Sponsoring-Aktivität in der Kultur sind von besonders hoher Relevanz, wie die Daten aus kulturmanagement.net zeigen:
Bereich | Prozent |
---|---|
Sponsoren mit Erfahrungen in Kultur | 93 % |
Unternehmen, die aktuell Kultur fördern | 88 % |
Unternehmen, die neben Kultur auch Sport fördern | 60,6 % |
Unternehmen, die kulturelle Vielfalt als Grund für Förderung angeben | 58,7 % |
Die Unternehmen verfolgen mit ihrem Engagement unter anderem Ziele wie Imageverbesserung, Standortförderung und die Bindung von Mitarbeitern. Chialo’s Ansatz, die Berliner Kulturszene enger mit der Privatwirtschaft zu vernetzen, könnte diese Entwicklung weiter vorantreiben und für alle Beteiligten neue Perspektiven schaffen.