
Im Nachlass des bekannten Comic-Zeichners Hannes Hegen wurden zwei bislang verschollen geglaubte Manuskripte der beliebten Comic-Zeitschrift „Mosaik“ entdeckt. Das bestätigte der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag in Berlin auf Nachfrage von MDR KULTUR. Die Entwürfe stammen aus dem Jahr 1963 und sind nicht veröffentlicht worden, da der Verlag Junge Welt – damals verantwortlich für die Produktion – die darin enthaltene Handlung kritisch sah.
Eines der beiden Hefte trägt den Titel „Duell an der Newa“ und wird am 16. Mai, dem 100. Geburtstag von Hannes Hegen, posthum veröffentlicht. Dies ist besonders bemerkenswert, da das Heft in der ursprünglichen Form erscheint, mit 24 Seiten und einem rauen Papier, das einen leichten Gelbton aufweist.
Hintergrund und Entwicklung der Manuskripte
Die Entscheidung, die Manuskripte nicht zu veröffentlichen, fiel aufgrund interner Kritik der Redaktion. Der Verlag Junge Welt hatte Bedenken, dass die in den Geschichten behandelten Erfinder aus dem gehobenen Bürgertum stammten und nicht ausreichend Bezug zur Arbeiterklasse hatten. Die Geschichten wurden zudem als zu klamaukig und wenig ernsthaft angesehen, was zu Forderungen nach mehr Ernsthaftigkeit führte. Dieses Dilemma führte dazu, dass Hegen das Konzept änderte und die bekannte Runkel-Serie entwickelte, die 1964 begann.
Die unveröffentlichte Episode „Duell an der Newa“ ist Teil der Erfinderserie, in der die Charaktere Dig, Dag und Digedag auf verschiedene historische Erfinder treffen. Diese Serie erfuhr jedoch nie ihren Abschluss und wurde 1964 vorzeitig abgebrochen. Die Manuskripte blieben im Archiv von Hegen, wo sie zum großen Teil unentdeckt blieben.
Die Rückkehr und künstlerische Umsetzung
Die Rückkehr der Digedags bietet nicht nur Comic-Fans einen Grund zur Freude, sondern ist auch ein weiteres Zeichen dafür, dass die kulturelle Relevanz von Hannes Hegen und seiner Werke weiterhin anerkannt wird. Die Umsetzung der Episode „Duell an der Newa“ erfolgte durch die ehemaligen Mosaik-Zeichner Ulf S. Graupner und Steffen Jähde, wobei die Zeichnungen traditionell per Hand erstellt und danach digital bearbeitet wurden.
Seit der Gründung im Dezember 1955 in Ost-Berlin hat „Mosaik“ eine lange und prägende Geschichte durchlebt. Die Hefte waren vor allem während der SED-Diktatur äußerst populär. Die Abenteuer der Kobolde füllten insgesamt 229 Hefte. Hegen, der die Serie 1955 ins Leben rief, verließ 1975 die Redaktion aufgrund von Konflikten mit dem Verlag, was das Ende der Digedags markierte. Er verstarb 2014 und hinterließ einen umfangreichen künstlerischen Nachlass, ein wesentlicher Teil davon befindet sich im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
In naher Zukunft plant das Forum zudem eine Ausstellung, die sich mit der Geschichte des „Mosaik“ befasst und die ikonischen Figuren weiterhin ins kulturelle Gedächtnis rufen wird. Ein Meilenstein, der mit der Wiederveröffentlichung einhergeht, könnte nicht nur die fortlaufende Beliebtheit des Comics bestätigen, sondern auch die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR und den damit verbundenen kulturellen Identitäten fördern.