
Die Basketballwelt steht vor einer möglichen Wende, da die NBA Pläne für eine Expansion nach Europa angedeutet hat. Adam Silver, Präsident der NBA, sprach auf einer Pressekonferenz in Paris über die Entwicklungen in der Basketball-Infrastruktur auf dem Kontinent und die Möglichkeiten, die sich hier bieten. Details zu den konkreten Plänen sind allerdings noch unklar. Silver erwähnte, dass die europäischen Märkte für die NBA von großer Bedeutung seien, da sie bedeutende Basketballstandorte aufweisen, zu denen auch Deutschland zählt, das in den letzten Jahren als Weltmeister auf sich aufmerksam gemacht hat.
Marco Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin, unterstützt diese Pläne und sieht einen hohen Realitätsgehalt in den Ideen der NBA. Er betont, dass diese Entwicklung die Chance auf tiefgreifende Veränderungen im europäischen Spitzenbasketball bieten könnte. Tatsächlich hat die NBA in den letzten Jahren ihre internationalen Initiativen, wie die Basketball Africa League (BAL), weiter gestärkt. Diese Expansion könnte durch strategische Entscheidungen während eines Treffens der 30 NBA-Franchise-Besitzer, das im März stattfinden soll, weiter konkretisiert werden.
Die Rolle der FIBA in der Expansion
Die FIBA hat ebenfalls eine zentrale Rolle in dieser Diskussion. Darius Gudelis, ein Vorstandsmitglied der FIBA Europe, stellte klar, dass jede Expansion der NBA nach Europa die Einbeziehung der FIBA erfordern würde. Dies wurde während einer Pressekonferenz in Vilnius deutlich, wo der Budgetplan für Rytas Vilnius vorgestellt wurde. Gudelis sagte, dass es wichtig sei, dass Europa seine eigenen Rahmenbedingungen für die Basketballentwicklung etablieren müsse, ohne auf externe Unterstützung zu angewiesen zu sein.
Zusätzlich wird auf die Herausforderungen hingewiesen, die der europäische Basketballmarkt mit sich bringt. Der Markt ist zersplittert, wobei die Euroleague und die Champions League in Konkurrenz miteinander stehen. Kürzlich hat die Euroleague ihre Partnerschaft mit IMG bis 2036 erneuert. Dennoch melden viele Euroleague-Klubs hohe Verluste, was die Finanzierbarkeit ihrer Betriebe in Frage stellt. Baldi betont, dass Berlin über die entsprechenden Strukturen und das Know-how verfügt, um als wichtiger Standort für die NBA zu dienen.
Wirtschaftliche Perspektiven und zukünftige Entwicklungen
Die wirtschaftlichen Perspektiven sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt in dieser Debatte. Der Umsatz der 18 Bundesligaklubs betrug in der Saison 2023/2024 nur 148 Millionen Euro, was gerade einmal 50% eines einzelnen NBA-Franchises entspricht. Adam Silver hat bereits kritisiert, dass die kommerziellen Möglichkeiten in Europa nicht mit dem Wachstum des Spiels Schritt gehalten haben. Auch die TV-Quoten der NBA zeigen einen leichten Rückgang, während die Märkte in Nordamerika als gesättigt gelten.
Die NBA plant spezifische Märkte in Europa anzusprechen, darunter wirtschaftlich starke Regionen wie das Vereinigte Königreich, Frankreich, Spanien und Deutschland. Verhandlungen über die Ausrichtung von regulären Saisonspielen in Manchester sind bereits im Gange. Eine eigenständige Liga unter dem Dach der NBA könnte zudem ein realistisches Szenario darstellen, mit einer langfristigen Vision, die die Schaffung einer NBA-Division in Europa umfasst.
Insgesamt wird der europäische Basketballmarkt vor einer kritischen Phase stehen, die möglicherweise weitreichende Veränderungen mit sich bringt. Die Entscheidungen über Teamteilnahmen und Ligastrukturen sind für den Frühling und Sommer 2026 geplant, wenn die Verträge der Euroleague und der Klubs auslaufen. Bis dahin bleibt abzuwarten, wie sich die Fronten zwischen der NBA und den europäischen Basketballverbänden entwickeln werden.