
Am 10. April 2025 erscheint der Debütroman des norwegischen Autors Oliver Lovrenski mit dem Titel „bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“ in deutscher Sprache bei Hanser Berlin. Der Roman, der bereits 2023 den Preis der norwegischen Buchhändler gewann, erzählt die packende Geschichte von vier Jugendlichen, die in unterschiedlichen kulturellen Kontexten aufwachsen.
Die Protagonisten Ivor, Marco, Arjan und Jonas sind 13-jährige Schulschwänzer, die sich in einem strengen sozialen Umfeld befinden. Ihre Freundschaft wird von der Verzweiflung geprägt, und sie fallen in eine Welt der Kriminalität, um ihren Problemen zu entkommen. Lovrenski, Jahrgang 2003 und aufgewachsen in Oslo, thematisiert mit einfühlsamem Blick die Herausforderungen des Erwachsenwerdens sowie den Verlust und die Einsamkeit seiner Charaktere. Besonders Ivor muss den Tod seiner Großmutter verkraften, was dazu führt, dass er seine Träume aufgibt.
Der Stil und die Struktur des Romans
Lovrenski kombiniert in seinem Roman Gangster-Klischees mit einer männlichen Sensibilität, was einen einzigartigen Erzählstil schafft. Der Schreibstil ist geprägt von sprachlichen Spitzen und einem Mix aus verschiedenen Slangs, der den Dialogen eine authentische Note verleiht. Die 256 Seiten des Buchs sind in rund 200 kurze Fragmente unterteilt, die meist auf einem Smartphone verfasst wurden und an Social-Media-Posts oder Rap-Songs erinnern. Dieses fragmentarische Erzählformat spiegelt die moderne Lebenswelt der Jugendlichen wider.
Humor und Tragik sind zwei zentrale Elemente, die die Dynamik der männlichen Freundschaft im Roman hervorheben. Frauen werden in der Erzählung oftmals als “chayas” oder besorgte Mütter dargestellt, was die gesellschaftlichen Rollenbilder der Charaktere thematisiert. Lovrenski gelingt es, die Verzweiflung und Einsamkeit seiner Charaktere durch Witze und Punchlines zu thematisieren, was den Roman zu einem eindringlichen Erlebnis macht.
Ein Blick auf die norwegische Literatur
Die Begegnung mit Oliver Lovrenski ist auch ein Hinweis auf die Entwicklung der norwegischen Literatur, die sich in den letzten Jahrzehnten enorm diversifiziert hat. Die Tradition reicht zurück bis ins Urnordische und Altnordische, wobei die (Snorre)-Edda als älteste Dichtungsform gilt. Unter der Dänischen Kolonisierung von 1380 bis 1814 wurden viele alte norwegische Schriftsprachelemente verdrängt. Erst mit der Personalunion mit Schweden und der Romantik im 19. Jahrhundert entstanden Bestrebungen, eine einheitliche Schriftsprache zu entwickeln.
Renommierte Autoren wie Henrik Ibsen, Bjørnstjerne Bjørnson und Sigrid Undset haben die norwegische Literatur geprägt und international bekannt gemacht. Zudem erfreut sich die zeitgenössische norwegische Literatur wachsender Popularität, was sich beispielsweise in der Auswahl Norwegens als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2019 niederschlägt. Hier wurde das Thema „New Voices“ gewählt, um die Vielfalt der jüngeren Autoren zu präsentieren und zu feiern.
Mit seinem Debütroman leistet Lovrenski einen weiteren Beitrag zur spannenden Erzähltradition Norwegens, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und internationale Beachtung findet. Der Roman ist zum Preis von 22 Euro erhältlich und bietet einen frischen Blick auf die Komplexität des Heranwachsens in der modernen Gesellschaft.
Für weitere Informationen über Lovrenski und seine Werke kann auf FAZ, sowie auf Literaturreich zugegriffen werden.