
Der öffentliche Nahverkehr in Dietzenbach und Umgebung sieht sich einer wachsenden Kritik ausgesetzt. Dies betrifft vor allem die S-Bahnlinie S2, die Pendler nur unzureichend bedient. Nutzer berichten von häufigen Verspätungen und Zugausfällen, die das tägliche Pendeln erheblich erschweren. Ein aufmerksamer Fahrgast äußerte, dass ein Zugführer während einer Durchsage auf eine deutliche Depriorisierung der S2 hinwies. Ähnliche Erfahrungen machen auch Nutzer der S1, die ebenfalls unter unzuverlässigen Verfügbarkeiten leidet, wie ein Rodgauer Pendler bestätigte. Die Pünktlichkeitsquote der S2 liegt derzeit bei nur knapp 84 Prozent, während die S1 mit etwa 87 Prozent nur unwesentlich besser abschneidet.
Die Zuverlässigkeit der S-Bahnlinien spiegelt sich in den Zahlen wider: Während die S2 eine Zuverlässigkeitsquote von 90 Prozent aufweist, liegt die S1 bei 87 Prozent. Die Probleme sind nicht neu. Die Gründe, die von RMV und DB angeführt werden, sind personelle Engpässe und eine marode Infrastruktur, die beide Bahnlinien betreffen. In einem offenen Brief haben Bürgermeister aus Heusenstamm und Dietzenbach bereits an die Deutsche Bahn und den RMV appelliert, die Situation zu verbessern.
Baustellen und Verkehrsbeeinträchtigungen
Ab Ende April wird sich die Situation weiter verschärfen, da umfangreiche Bauarbeiten im Rhein-Main-Gebiet anstehen. Diese werden wahrscheinlich zusätzliche Einschränkungen im Bahnverkehr zur Folge haben. Die S2 führt über wichtige Haltestellen wie Niedernhausen, Frankfurt, Offenbach und Heusenstamm und ist damit für zahlreiche Pendler unverzichtbar. Auch die S1, die Wiesbaden und Mainz mit Frankfurt verbindet, ist ein zentraler Bestandteil des Verkehrsnetzes. Idealerweise sollte in den Hauptverkehrszeiten ein Takt von 15 Minuten bestehen, jedoch sind in der Realität Züge oft nur alle 30 Minuten verfügbar.
Der ADAC hat kürzlich auch die Pünktlichkeit des Nahverkehrs in Frankfurt getestet und festgestellt, dass die Stadt im Vergleich zu Hamburg und Berlin besonders unpünktlich ist. Zum Beispiel lag im September 2024 die Pünktlichkeit der Frankfurter S-Bahn bei durchschnittlich 88 Prozent. Auch in dieser Analyse war die Toleranzgrenze von sechs Minuten, die vom RMV als akzeptabel gilt, ein kritischer Punkt. Viele Nutzer nehmen nur etwa 63 Prozent der S-Bahnen als pünktlich wahr.
Infrastruktur und Zukunftsperspektiven
Die infrastrukturellen Probleme sind nicht nur auf personelle Engpässe zurückzuführen. Die zentrale Lage Frankfurts im Schienenverkehr und die hohe Fahrgastnachfrage setzen das System ebenfalls unter Druck. Die Deutsche Bahn hat darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Verspätungen und Ausfälle mit dem Zustand der Schieneninfrastruktur zusammenhängt. Um die Situation zu verbessern, sind Investitionen in die Infrastruktur geplant, darunter neue Projekte wie die Regionaltangente West und der neue Fernbahntunnel, die langfristig Entlastungen bringen sollen.
Die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wird durch aktuelle Trends deutlich. Die Fahrgastzahlen steigen seit 2022 nach den Rückgängen durch die Corona-Pandemie. Täglich befördern VDV-Unternehmen 26 Millionen Fahrgäste, was im Schnitt 18 Millionen Autofahrten ersetzt. Mit einem Wertschöpfungseffekt von 82,7 Milliarden Euro und über 1,7 Millionen Arbeitsplätzen wird die nachhaltige Mobilitätswirtschaft zu einem unverzichtbaren Bereich der deutschen Wirtschaft. Dies zeigt, wie wichtig der ÖPNV ist, nicht nur für die Mobilität der Bürger, sondern auch für die Umwelt.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Herausforderungen im öffentlichen Verkehr in der Region dringend adressiert werden müssen, um den Bedürfnissen der Pendler gerecht zu werden und eine nachhaltige Mobilität zu fördern. Die bevorstehenden Bauarbeiten und die anhaltenden Probleme mit der Zuverlässigkeit könnten hierbei weiterhin eine erhebliche Belastung darstellen.