
Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Deutschland kommt nur schleppend voran, wie eine aktuelle Untersuchung von Greenpeace zeigt. Zwischen 2023 und 2025 haben sich die Angebote in großen Städten kaum verändert, was die Umsetzung der Klimaziele betrifft. Besonders auffällig ist, dass von den 30 Großstädten, die untersucht wurden, nur ein Drittel einen spürbaren Ausbau des Nahverkehrs von mehr als einem Prozent verzeichnen konnte. Überwiegend stagnieren die Angebote oder nehmen sogar ab.
In Niedersachsen sind Hannover und Braunschweig die einzigen vertretenen Städte. In Hannover gab es eine marginale Verbesserung von 0,7 Prozent, während in Braunschweig das Angebot sogar um 0,1 Prozent gesunken ist. Bremen konnte aufgrund unvollständiger Daten nicht gewertet werden. Für die Erreichung der Klimaziele im Verkehr ist jedoch eine jährliche Steigerung des ÖPNV-Angebots von mindestens 4,5 Prozent erforderlich, und lediglich Leipzig erfüllt dieses Kriterium mit einem Zuwachs von 14,6 Prozent.
Rückgänge und Herausforderungen
Der Rückgang in einigen Städten ist alarmierend. Der größte Rückgang wurde in Berlin mit -7,1 Prozent festgestellt, gefolgt von Kiel (-3,7 Prozent), Köln (-3,1 Prozent), Frankfurt am Main (-2,8 Prozent) und Karlsruhe (-2,5 Prozent). In fünf Städten ist das Angebot um mehr als zwei Prozent gesunken. Greenpeace kritisiert vor allem fehlendes Personal und schlechte Finanzierungsbedingungen als zentrale Probleme. In Berlin mangelt es insbesondere an Busfahrern und der U-Bahn-Fuhrpark ist veraltet, was sich in Verspätungen und Zugausfällen niederschlägt.
Die staatlichen Initiativen wie das Deutschlandticket oder das Neun-Euro-Ticket wurden als positive Schritte zur Verbesserung der Situation wahrgenommen. Es sind jedoch umfassendere Maßnahmen erforderlich, um den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Eine Greenpeace-Studie fordert zusätzliche Investitionen in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro jährlich bis 2030, um die festgelegten Klimaziele zu erreichen.
Empfohlene Sofortmaßnahmen
Greenpeace hat zudem 15 Sofortmaßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV vorgeschlagen. Diese Maßnahmen sollen ohne zusätzliche Infrastruktur umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem ausgeweitete Betriebszeiten und dichtere Taktungen, vor allem außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Viele Fahrzeuge stehen am Wochenende und abends ungenutzt, wodurch wertvolle Kapazitäten verschenkt werden.
Ein dringlicher Punkt ist die mangelnde Anbindung des ländlichen Raums. Rund 40 Prozent der Menschen im ländlichen Gebiet haben keinen fußläufig erreichbaren Anschluss an den ÖPNV. Diese Unzulänglichkeiten müssen durch eine bessere finanzielle Beteiligung des Bundes und eine gesetzliche Verankerung von Mindeststandards im Nahverkehr angegangen werden. Rheinland-Pfalz hat bereits 2021 ein Nahverkehrsgesetz verabschiedet, das als Vorbild dienen könnte.
Die Rolle des Bundes
Die Bundesregierung plant weiterhin, den ÖPNV auszubauen und zu modernisieren. Dies geschieht durch verschiedene finanzielle Fördermittel, darunter das Regionalisierungsgesetz, das jährlich über 10 Milliarden Euro für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bereitstellt. Die aktuellen Förderinstrumente könnten jedoch nicht ausreichen, um den Herausforderungen im ÖPNV gerecht zu werden.
Ein weiterer Aspekt sind die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im ÖPNV. Alarmierender Personalmangel wird durch steigende Krankenstände und Kündigungsraten unter den Beschäftigten verursacht. Um die Situation zu verbessern, sind humanere Arbeitszeiten und höhere Entlohnung notwendig.
Die Vorstellungen von einer attraktiven Umgestaltung des ÖPNV müssen in den kommenden Jahren konkreter umgesetzt werden, um sowohl die Nutzung zu fördern als auch den Klimazielen gerecht zu werden. Der Mut zur Veränderung und die Bereitschaft, in die Infrastruktur zu investieren, sind essenziell, damit der öffentliche Verkehr den Erwartungen der Gesellschaft gerecht wird. Für die Klimaziele und die Lebensqualität der Bürger ist ein funktionierender und leistungsfähiger ÖPNV unerlässlich.