
Am kommenden Dienstag, dem 25. März 2025, beginnt im Oberlandesgericht Celle der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette. Die 66-jährige Angeklagte, die am 5. November 1958 in Karlsruhe geboren wurde, steht vor Gericht wegen einer Serie von 13 Überfällen auf Supermärkte und Geldtransporter. Die Staatsanwaltschaft in Verden wirft ihr versuchten Mord vor, da bei einem Überfall im Jahr 2015 Schüsse fielen.
Daniela Klette, die lange Zeit unter falscher Identität lebte, war über 30 Jahre im Untergrund aktiv und wurde zuletzt in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Während ihrer Zeit im Untergrund nutzte sie verschiedene Alias-Namen, darunter auch Claudia Bernadi und Sarah. Seit 1975 war Klette in der Roten Armee Fraktion (RAF) aktiv, bevor sie 1989 in den Untergrund ging. Dabei war die RAF für zahlreiche Morde verantwortlich, wie die von Alfred Herrhausen und Detlev Karsten Rohwedder.
Der Prozess in Celle
Der Prozess, der sich ausschließlich mit der Raubserie befasst, findet in einem besonders geschützten Saal im Oberlandesgericht Celle statt. Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, um die integrität des Verfahrens zu gewährleisten. Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen sollen zwischen 1999 und 2016 über 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Während ihrer Festnahme am 26. Februar 2024 warnte Klette einen Komplizen, der daraufhin fliehen konnte. Ihre Mitangeklagten, Garweg und Staub, sind weiterhin auf der Flucht.
Bei der Festnahme in Berlin stellte sich Klette unter dem Namen Claudia Ivone mit einem gefälschten italienischen Pass vor. Ermittler fanden in ihrer Wohnung nicht nur Waffen und Munition, sondern auch gefälschte Pässe sowie große Bargeldbeträge. Klette bestreitet die Vorwürfe vehement und gibt an, dass sie Opfer einer staatlichen Denunziation sei. Ein Haftbefehl der Bundesanwaltschaft wegen versuchten Mordes in Verbindung mit früheren RAF-Anschlägen liegt ebenfalls gegen sie vor.
Kleines biografisches Detail
Klette wuchs in einem familiären Umfeld auf, das von ihrer Mutter, einer Zahnärztin, und ihrem Vater, einem Handelsvertreter, geprägt war. Schon in ihrer frühen Jugend engagierte sie sich politisch und war in verschiedenen linksextremistischen Gruppen aktiv, unter anderem in der Roten Hilfe Wiesbaden. Vor ihrem Abtauchen nach dem Ende der RAF im März 1998 wird Klette mit mehreren gewalttätigen Taten in Verbindung gebracht, darunter ein Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn im Jahr 1991 und ein Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt im Jahr 1993, bei dem DNA-Spuren von Klette am Tatort entdeckt wurden.
Der Prozess wird nicht nur wegen der Schwere der Anklagen, sondern auch aufgrund der historischen Dimension von Klettes Aktivitäten erwartet. Überraschend ist die Tatsache, dass sie ein scheinbar normales Leben führte und sogar in der brasilianischen Community aktiv war, mit einem Facebook-Profil, das ihre Verbindung zur Gesellschaft dokumentiert. Diese Facetten werfen ein neues Licht auf die Komplexität ihrer Person und die Herausforderungen, die sich den Ermittlungsbehörden stellten.
Die Strukturen linksextremistischer Gruppen und die rückläufigen Tendenzen im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität, wie sie einen Höhepunkt in den vergangenen Jahren erreicht haben, sind Hintergrundinformationen, die im Kontext von Klettes Aktivitäten stehen. Der Verfassungsschutz berichtete 2023 von einem Anstieg der linksextremistischen Straftaten und einem wachsenden gewaltorientierten Personenpotenzial, welche Aspekte, die im Rahmen des Prozesses gegen Klette besonders relevant sein könnten.
Der Prozess wird mit Spannung erwartet und könnte nicht nur Auswirkungen auf Klettes Leben haben, sondern auch auf die juristische Aufarbeitung von Taten, die einen prägenden Teil der deutschen Geschichte darstellen.
Für mehr Informationen über den Fall und den Kontext empfehlen wir: Mopo und NDR.