
Am 20. März 2025 begann vor dem Landgericht Verden der Prozess gegen Daniela Klette, eine Frau, die mit einem berüchtigten Trio von ehemaligen Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) in Verbindung gebracht wird. Ihr wird vorgeworfen, an einer Reihe von Überfällen auf Geldtransporter und Supermärkte zwischen 1999 und 2016 beteiligt gewesen zu sein. Insgesamt erbeuteten sie laut Anklage 2,7 Millionen Euro.
Der Fokus des Verfahrens liegt auf einem Überfall, der am 6. Juni 2015 im Real-Markt im Bremer Ortsteil Groß Mackenstedt stattfand. Bei diesem Überfall wurden Manfred S. und Klaus I., die als Geldboten im Einsatz waren, mit einem Schnellfeuergewehr und einer nicht funktionsfähigen Panzerfaust bedroht. Glücklicherweise blieben beide körperlich unverletzt, kämpfen jedoch mit den psychischen Folgen des Übergriffs, da Klaus I. unter posttraumatischer Belastungsstörung leidet. Klette wird beschuldigt, zusammen mit Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub, die weiterhin auf der Flucht sind, den Überfall ausgeführt zu haben.
Die Vorwürfe und die Festnahme
Die Anklage gegen Klette umfasst schwere Raubüberfälle, versuchten Mord sowie unerlaubten Waffenbesitz. Insbesondere der Überfall in Stuhr führte zu der Anklage wegen versuchten Mordes, da während des Überfalls Schüsse fielen. Vor ihrer Festnahme vor einem Jahr in Berlin-Kreuzberg soll Klette außerdem mehrere Überfälle vorbereitet haben.
Die Verteidigung argumentiert, dass die Täter nicht töteten, um das Geld zu erbeuten, was jedoch angesichts der Bedrohungen, die während des Überfalls ausgesprochen wurden, fragwürdig bleibt. Daniela Klette lebte zuvor unter dem Namen Claudia Ivone und mietete mehrere Wohnungen in Berlin, um die Überfälle zu planen.
Prozessbedingungen und Sicherheitsmaßnahmen
Die Sicherheit während des Prozesses ist außergewöhnlich hoch; der Verhandlungssaal ist speziell gesichert, da die regulären Säle des Landgerichts nicht ausreichen. Klaus I. tritt im Prozess nicht nur als Zeuge, sondern auch als Nebenkläger auf, was die Relevanz seiner Aussage für die Vernehmung bestätigt. Der Umzug des Verfahrens in eine umgebaute Reithalle in Verden war notwendig, um den gestiegenen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Ein neuer Gerichtssaal soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.
Auffallend ist, dass Klette während ihrer Zeit im Untergrund mit gar nicht unerheblichen Waffen hantierte. In ihrer Wohnung in Berlin wurden unter anderem ein Sturmgewehr, eine Maschinenpistole, eine ATTRAPPE einer Panzerfaust sowie gefälschte Pässe und erhebliche Geldbeträge sichergestellt. Ihnen wird zudem vorgeworfen, dass sie zwischen 1999 und 2016 insgesamt 13 ähnliche Raubüberfälle in Niedersachsen begangen haben, beginnend mit einem Überfall in Celle im Jahr 2011.
Historischer Kontext
Die RAF, deren Wurzeln in der Studentenbewegung der späten 1960er Jahre liegen, wurde ursprünglich nicht als Terrororganisation anerkannt. Ihre Gründung im Jahr 1971 wurde durch den festen Glauben an den bewaffneten Kampf motiviert, ähnlich wie die damaligen politischen Bewegungen in Europa. Diese Ideologie könnte einen Hintergrund dafür bieten, warum Klette und ihre Komplizen scheinbar weiterhin zu der Gewalt greifen, um ihre Ziele zu erreichen.
Die Gesellschaft hat über die Jahrzehnte unterschiedlich auf die Aktivitäten der RAF reagiert. Sicherheitsbehörden haben ihre Gesetze angepasst und die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung verschärft. Das aktuelle Gerichtsverfahren gegen Klette rekonstruiert diese düstere Geschichte des Konflikts zwischen Radikalen und dem Staat, während es gleichzeitig die individuellen Schicksale von Klette und ihren Komplizen beleuchtet.