
Psychedelika erleben in der Psychiatrie einen bemerkenswerten Aufschwung, der von der wissenschaftlichen Gemeinschaft intensiv debattiert wird. Laut einem Bericht der Universität zu Lübeck werden diese Substanzen, die in der Vergangenheit als klinisch wertlos oder sogar gefährlich angesehen wurden, nun als vielversprechende Therapieoptionen für psychiatrische Erkrankungen neu entdeckt. Psychedelika haben in der menschlichen Kultur eine lange Geschichte, die von spirituellen Ritualen bis hin zu modernen medizinischen Anwendungen reicht.
Am Freitag, den 17. Januar 2025, wird Dr. Mihai Avram an der Universität zu Lübeck eine Antrittsvorlesung über die Rolle von Psychedelika in der Psychiatrie halten, die Teil seiner Habilitation im Fachgebiet Psychologie ist. Die Vorlesung wird sich mit der Entwicklung von Psychedelika, ihren therapeutischen Möglichkeiten sowie den potenziellen Risiken auseinandersetzen.
Ein Paradigmenwechsel?
Die Frage, die sich Experten stellen, ist, ob dieser Trend einen echten Paradigmenwechsel in der Psychiatrie darstellt. Im Kontext einer stagnierenden Innovation im Bereich der Psychopharmakologie, wie der US-amerikanische Nationale Institute of Mental Health hervorhebt, sind psychische Erkrankungen zunehmend für die globale Krankheitslast verantwortlich, während die Entwicklung neuer Medikamente im Rückgang ist. Ein Rückblick auf die Anzahl der von der FDA genehmigten neuen Moleküle zeigt, dass diese Zahl von 13 im Jahr 1996 auf nur eins im Jahr 2016 gefallen ist.
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist die Einführung der psychedelisch unterstützten Psychotherapie (PAP), die professionelle Anwendungen von Substanzen wie Ketamin, MDMA, Psilocybin, LSD und Ibogaine umfasst. Klinische Studien belegen die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapien, insbesondere bei therapieresistenten Erkrankungen. Die PAP führt zu positiven Ergebnissen bei der Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD), Depressionen und anderen psychischen Störungen.
Forschung zur Wirksamkeit von Psilocybin
Die „EPIsoDE-Studie“, die mit knapp 2,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, untersucht die Wirksamkeit von Psilocybin in der Depressionstherapie. Führend in dieser Studie sind das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim in Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der MIND Foundation. Die bisherigen Pilotstudien zeigen vielversprechende Ergebnisse, indem Psilocybin schnelle und langanhaltende Effekte bei Depressionen und Angststörungen zeigt.
Dr. Gerhard Gründer, der Leiter der Studie, hebt hervor, wie wichtig die Psychedelika-unterstützte Psychotherapie als innovative Therapieform ist. Forscher sind zudem auf der Suche nach Biomarkern, die Anhaltspunkte dafür geben könnten, wer von dieser Behandlung besonders profitieren kann.
Insgesamt zeigt sich, dass Psychedelika ein großes Potenzial haben, um sowohl das Verständnis als auch die Behandlung psychischer Erkrankungen zu revolutionieren. Durch die Berücksichtigung biopsychosozialer Faktoren könnte die psychedelisch unterstützte Psychotherapie neue Wege eröffnen, Therapien zu strukturieren und die Lebensqualität von Betroffenen erheblich zu verbessern. Der laufende Forschungseifer in diesem Bereich weist darauf hin, dass die Zukunft der Psychiatrie tief verwurzelt ist in der Erforschung und Anwendung von Psychedelika.