
Görlitz – Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau sorgte zu Beginn der laufenden Spielzeit für bundesweites Aufsehen, als es seine Namensrechte zum Verkauf anbot. Intendant Daniel Morgenroth erklärt, dass die Aktion noch nicht abgeschlossen sei, auch wenn bisher keine zufriedenstellenden Angebote eingegangen sind. Nachfrage gebe es zwar, doch zwei vorliegende Angebote seien „weit von dem entfernt, was wir uns vorgestellt hatten“, so Morgenroth. Der Intendant betont, dass ein sechsstelliger Betrag angestrebt werde.
Morgenroth äußert sich zur finanziellen Situation: „Geld sei durchaus vorhanden. Es scheint nur falsch verteilt zu sein.“ Der Intendant kritisiert, dass das Vermögen der reichsten Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen sei, während Kulturbetriebe konstant unter dem Druck stünden, mehr Drittmittel einzuwerben. Die Möglichkeit, den Namen eines Theaters, das nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann benannt ist, zu verkaufen, wirft in der Öffentlichkeit gemischte Reaktionen hervor. Die Befürchtung, dass ein internationaler Konzern wie Coca-Cola oder Apple als Namensgeber auftreten könnte, sorgt für Ablehnung.
Finanzierungsprobleme und künstlerische Thematisierung
Die Finanzierung kommunaler Theater und Orchester wird von Morgenroth als „Riesenproblem“ beschrieben, das in ganz Deutschland ungelöst bleibt. Er fordert den Bund auf, die enormen Kosten für lebendige Strukturen vor Ort zu unterstützen. Der Landkreis Görlitz habe beispielsweise ein zweistelliges Millionendefizit im Haushalt, welches sich auch auf das Theater auswirkt.
Unter dem Motto „Kapital“ wurde die aktuelle Spielzeit in Görlitz und Zittau gestaltet, in deren Rahmen Fragen zu Geld, Armut und Verteilungsgerechtigkeit künstlerisch behandelt werden. Eine Diskussionsreihe, die in diesem Zusammenhang steht, soll Ende Januar fortgesetzt werden. Morgenroth gibt zudem zu, dass ein größerer Sponsor wahrscheinlich leichter zu finden wäre, wäre das Theater in einer größeren Stadt wie Berlin oder München angesiedelt.
Daniel Morgenroth hat seinerseits bereits 2020 die Position des Intendanten am Gerhart-Hauptmann-Theater angetreten, nachdem er zuvor stellvertretender Intendant am Theater Konstanz war. Seine vielfältige Ausbildung und Erfahrung reicht von Anglistik über Performance Studies bis hin zur Inszenierung zahlreicher Stücke, was ihn als geeigneten Leitungsträger für das Theater qualifiziert.