
Der Exekutivrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich zu einer entscheidenden Sitzung zusammengefunden, in der jedoch das Thema des US-Austritts nicht auf der Agenda steht. Die Vereinigten Staaten haben bereits ihr Austrittsschreiben eingereicht, das am 22. Januar 2026 wirksam werden wird. Dies wirft grundlegende Fragen über die Zukunft der WHO und deren Finanzierung auf. Fast 20% des Budgets der Organisation stammen aus den USA, was die Notwendigkeit eines sofortigen Handlungsplans verdeutlicht, vor allem angesichts der Unsicherheit über den US-Pflichtbeitrag von 264 Millionen US-Dollar für das Budget 2024/25.
Die Rolle der USA innerhalb der WHO ist nicht zu unterschätzen. Der neue US-Präsident Donald Trump hat sich kritisch gegenüber der WHO geäußert. Die USA finanzierten 2022 etwa 18% des WHO-Budgets und trugen 75% der Mittel für HIV- und Hepatitis-Programme bei. Zudem leisteten sie 61% für Tuberkulose und 29% zur Stärkung von Gesundheitssystemen in ärmeren Ländern. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hat bereits die USA aufgefordert, ihren Austritt zu überdenken.
Finanzielle Bedenken und internationale Unterstützung
Nach dem Austritt der USA könnte Deutschland als größter Beitragszahler einer der Hauptakteure sein, um die Lücke zu schließen. Bereits 2021 sprang Deutschland ein, als es um das WHO-Budget ging, und 2024 wuchs der deutsche Anteil auf etwa 6%, noch dazu mit dreistelligen Millionenbeträgen an freiwilligen Beiträgen. Im Vergleich dazu trugen die Chinesen im Jahr 2024 etwa 5% des Budgets bei, hauptsächlich durch Pflichtbeiträge, und versorgten die WHO zusätzlich mit 2,5 Millionen US-Dollar an freiwilligen Spenden.
Mit dem Austritt der USA droht der WHO nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein erhebliches Expertise-Engpass. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird es ohne die USA schwieriger, Länder beim Umgang mit Infektionskrankheiten zu unterstützen. Die WHO kämpft zurzeit gegen 42 Gesundheitskrisen und benötigt für das laufende Jahr mindestens 1,5 Milliarden Dollar.
Künftige Herausforderungen und Gipfeltreffen
Die derzeitige Lage veranlasst die WHO zu einem Überdenken ihrer Finanzierungsstrategien. Nur 12% der Mittel stammen aus vorhersehbaren Zuwendungen, und 88% der Gelder kommen aus freiwilligen Beiträgen, die oft projektgebunden sind. Um die Finanzierung auf eine stabilere Basis zu stellen, diskutierten die Mitgliedstaaten der WHO im Mai 2023 eine Erhöhung der Pflichtbeiträge bis 2030–2031 auf 50% des Budgets.
Der bevorstehende Weltgesundheitsgipfel 2024, der vom 13. bis 15. Oktober in Berlin stattfinden wird, konzentriert sich darauf, Vertrauen in die WHO wiederherzustellen und neue Finanzierungsmechanismen zu entwickeln. Höhepunkt des Gipfels wird eine Spendenveranstaltung am 14. Oktober sein. Die WHO hat ein aktuelles Budget von 6,34 Milliarden Euro, während die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung im selben Zeitraum 14,15 Milliarden Euro zur Verfügung stellt.
Die Herausforderungen, mit denen die WHO konfrontiert ist, sind nicht nur finanzieller Natur. Tedros fordert, dass ohne Frieden keine Gesundheit gewährt werden kann, und hebt damit den Zusammenhang zwischen Klimawandel, globalen Gesundheitskrisen und künftigen Gesundheitsstrategien hervor. Die anstehenden Diskussionen werden auch die Rolle der KI im Gesundheitswesen umfassen und sind entscheidend für die zukünftige Entwicklung globaler Gesundheitszustände.