
Im April 1945 war die Situation in der Oberlausitz von einem intensiven Kriegsgeschehen geprägt. Der Bautzener Landrat Herrmann Eckardt informierte am 11. April 1945 seinen Amtskollegen in Grimma, dass trotz der kriegsbedingten Notlagen der Schulunterricht wieder aufgenommen werden konnte. In der Region hielten viele Menschen an der Überzeugung fest, dass Hitlers Endsieg noch möglich sei, während die Propaganda die Realität verschleierte. In diesem dramatischen Kontext nahmen die Kämpfe weiter zu.
Am 16. April 1945 durchbrachen sowjetische und polnische Truppen die Oder und Neiße, was den Beginn heftiger Kämpfe in der Region markierte. Ab 5:15 Uhr an diesem Tag waren schwere Artillerieangriffe bis nach Bautzen zu hören. Die 1. Ukrainische Front stieß in Richtung Cottbus und Spremberg vor, während die 2. Polnische Armee über die Neiße bei Muskau und Rothenburg angriff. Historiker Michael Richter schätzt die Truppenstärke auf 400.000 Wehrmachtssoldaten und 2,2 Millionen Kämpfer der Roten Armee, unterstützt von 90.000 polnischen Soldaten.
Die Schlacht um Bautzen
Die Schlacht um Bautzen, die vom 21. bis 26. April 1945 stattfand, gilt als eine der letzten Schlachten an der Ostfront während des Zweiten Weltkriegs. Mit mehr als 50.000 Bundeswehrsoldaten und zahlreichen Panzern sowie Artilleriegeschützen war das deutsche Kommando unter Leitung von Ferdinand Schörner und Wilhelm Schmalz darauf aus, die sowjetischen Angriffe abzuhalten. Die Roten Armeen unter dem Kommando von Ivan Konev und Petro Dyachenko hielten jedoch entscheidende Positionen und versuchten, die deutschen Linien zu durchbrechen.
Trotz heftiger Kämpfe und erheblicher Verluste auf beiden Seiten beanspruchten beide Armeen den Sieg. Die polnischen Einheiten erlitten schwere Verluste, mit Schätzungen von über 4.900 Toten und mehr als 10.500 Verletzten. Auch wenn die Wehrmacht eine vorläufige militärische Erfolgsmeldung abgab, war die Offensive gegen die sowjetischen und polnischen Kräfte letztlich nicht genug, um sie dauerhaft zurückzudrängen.
Die letzten Tage in Bautzen
Am 19. April 1945 waren in Bautzen nur noch etwa 100 der ehemals 15.000 Einwohner anwesend. Oberst Dietrich Hoepke, kommandierender Offizier in der Stadt, versuchte, die Motivation der Verteidiger zu fördern und setzte ein Standgericht gegen diejenigen ein, die mit dem Gedanken spielten, Bautzen aufzugeben. Am 20. April sprengte er 18 der 21 städtischen Brücken und viele Gebäude, um den Vormarsch des Feindes zu stoppen.
Nachdem die Wehrmacht am 21. April ihre Verteidigungslinie zurückzog und die Kämpfe weiterhin extrem heftig blieben, erlebte die Region am 22. April ein grausames Massaker, als über 200 Männer des Volkssturms in Niederkaina ermordet wurden. Diese brutalen Taten unterstreichen die verheerenden Auswirkungen und den menschlichen Preis, den dieser Konflikt forderte.
Schließlich zog sich am 25. April die sowjetisch-polnische Offensive aus Bautzen zurück. Diese Rückkehr wurde als letzter vorläufiger Sieg der Wehrmacht betrachtet, da Bautzen erst am 8. Mai 1945 in die Hände der polnischen und sowjetischen Truppen fiel. Diese bewegten Ereignisse, die ungeheure Verluste und die Verzweiflung widerspiegeln, haben nicht nur die militärische, sondern auch die gesellschaftliche Landschaft der Region nachhaltig geprägt.
Mit dem Ende der Kampfhandlungen in der Region am 9. Mai 1945 nach der Landung der Roten Armee in Zittau war die Zeit des Krieges für die Oberlausitz und Deutschland noch lange nicht abgeschlossen. Der 8. Mai 1945 wurde durch einen sowjetischen Piloten, der in Lauske eine entscheidende Botschaft überbrachte, als der Tag verkündet, an dem „der Krieg zu Ende“ war.