
Das historische Dampfschiff „Gustav“ nimmt ab dem 28. März 2025 wieder Fahrt auf und wird täglich in Potsdam verkehren. Nach einer fünfjährigen Auszeit hat das 117 Jahre alte Schiff eine neue Chance erhalten, unter der Regie von Maximilian Schulz, dem Dampfmaschinisten und Geschäftsführer der Dampfschiff Gustav 1908 GmbH. Er sorgt dafür, dass der charakteristische Pfiff „Achtung!“ des Dampfers beim Einfahren in den Hafen an der Langen Brücke ertönt, was nostalgische Erinnerungen weckt.
Maximilian Schulz, 29 Jahre alt, hat eine außergewöhnliche Verbindung zum Dampfschiff. Schon als Kind unternahm er mit seiner Großmutter eine Fahrt auf der Gustav, die ihn nachhaltig beeindruckte. Nachdem er eine Zeit lang als Geschäftsmann in Niedersachsen tätig war, kehrte er nach Potsdam zurück, um das Schiff zu kaufen und in Betrieb zu nehmen. Dies unterstreicht seinen persönlichen Einsatz für das historische Erbe der Dampfschifffahrt.
Die Geschichte der „Gustav“
Die Geschichte der „Gustav“ reicht bis ins Jahr 1908 zurück, als sie ursprünglich unter dem Namen „Auguste“ von der Hamburger Reederei Schmeil & Friedrich in Auftrag gegeben wurde. Mit den Abmessungen von 26,50 m Länge und 5,10 m Breite konnte das Dampfschiff schnell durch die Havelseenlandschaft und an den Sehenswürdigkeiten Potsdams vorbei fahren. Besonders hervorzuheben ist die effektive Dreifachexpansionsdampfmaschine, die eine Nennleistung von 250 PS aufweist, die aus einem Zylinderkessel mit zwei Flammrohren gespeist wird.
Im Jahr 1976 wurde das Schiff um 5,5 Meter verlängert, um Kohlebunker zu integrieren. Nach einem Verkauf an einen Abwrackbetrieb in Berlin-Spandau im Jahr 1987 erfuhr die Gustav eine umfassende Restaurierung. Im August 1989 wurde das Schiff schließlich wieder zu Wasser gelassen. Im Jahr 2000 erwarb die Weiße Flotte Potsdam das Dampfschiff als Ersatz für den Dampfer Sachsenwald.
Die letzte Zwangspause, verursacht durch die Corona-Pandemie, dauerte von 2020 bis 2024, was einen weiteren Rückschlag für die Dampfschifffahrt in der Region darstellte. Doch nun kehrt die „Gustav“ mit neuem Leben zurück. Ab sofort werden tägliche Rundfahrten angeboten, die jeweils 90 Minuten dauern und um 10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr starten. Der Preis beträgt 29 Euro pro Person.
Ein Mangel an Dampfmaschinisten
Die Rückkehr der „Gustav“ bringt auch das Problem des Fachkräftemangels im Bereich der Dampfschifffahrt zur Sprache. Leider gibt es heutzutage nur noch wenige aktive Dampfschiffe und der Beruf des Dampfmaschinisten bietet den jungen Menschen wenig Perspektive. Maximilian Schulz und sein Team setzen sich aktiv dafür ein, neue Lehrlinge zu gewinnen und bieten Ausbildungsmöglichkeiten in Kooperation mit der Weißen Flotte Potsdam an.
Für die Fahrgäste wird viel geboten: Neben den regulären Rundfahrten wird es auch spezielle Eventfahrten, Musikfahrten und Tagesfahrten nach Brandenburg geben. Bei diesen Fahrten können die Gäste die beeindruckenden Schlösser und Gärten entlang der Strecke bewundern und an einzigartigen Veranstaltungen teilnehmen.
Das Dampfschiff „Gustav“ hat nicht nur eine reiche Geschichte, sondern ist auch ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes in Potsdam. Mit jährlich rund 30.000 Fahrgästen wird die Gustav weiterhin eine bedeutende Rolle im regionalen Tourismus spielen und dabei helfen, die Tradition der Dampfschifffahrt am Leben zu halten. In Zukunft können die Gäste auf die Fahrten freuen, die alte Technologie mit dem Charme vergangener Zeiten vereinen.