
Die Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald, insbesondere im Bereich des Flusses Schönmünz, sorgt seit geraumer Zeit für kontroverse Diskussionen unter den Anwohnern. Am Freitagabend versammelten sich etwa 400 Bürger und Kommunalpolitiker im Kurhaus in Schönmünzach, um mit der baden-württembergischen Umweltministerin Thekla Walker über ihre Bedenken zu sprechen. Die dreistündige Veranstaltung, die um 16:30 Uhr begann, war von kritischen, jedoch sachlichen Rückmeldungen geprägt. Walker ließ keinen Zweifel daran, dass die Politik in der Verantwortung steht, die Vertrauensbrüche der Vergangenheit auszuräumen.
Viele Anwohner äußerten tiefes Misstrauen gegenüber den Versprechungen der Politik, insbesondere in Bezug auf die Bewältigung des Borkenkäfer-Problems, das als zentrale Sorge im Zusammenhang mit der Nationalpark-Erweiterung gilt. So erinnerte Hotelier Martin Zepf an frühere Versprechen, die nie eingehalten wurden, während die Ortsvorsteherin Christine Günter sich für ein effektives Borkenkäfer-Management stark machte und eine Resolution des Ortschaftsrats ins Spiel brachte. Diese Bedenken sind nicht unbegründet; die Gründung des Nationalparks vor sieben Jahren war bereits umstritten, vor allem wegen der Ängste von kommunalen und privaten Waldbesitzern über die Ausbreitung des Borkenkäfers.
Borkenkäfer-Management und die Rolle des Pufferstreifens
Die zuständigen Behörden haben auf die Sorgen reagiert und einen 500 Meter breiten Pufferstreifen an der Außengrenze des Nationalparks eingerichtet. Dieser dient dem ganzjährigen Borkenkäfermanagement und wird von Forst BW betreut. In Bereichen des Kommunal- oder Privatwaldes wird dieser Pufferstreifen innerhalb des Nationalparks kontrolliert. Laut BDF BW funktioniert das Borkenkäfermanagement im Pufferstreifen bislang gut und erhält Anerkennung.
Um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern, kommen verschiedene Managementmaßnahmen zum Einsatz. Sehr wichtige Maßnahmen sind die Anwendung von Brutraumentzug durch Hackung und Entrindung. Dies wird auch durch ein umfangreiches Monitoring unterstützt, das mithilfe einer speziellen Borkenkäfer-App zur Früherkennung befallener Bäume erfolgt. Dieses Tool erleichtert die Kommunikation zwischen ForstBW-Beschäftigten und Forstunternehmern.
Politische Zusagen und Perspektiven für die Zukunft
Während der Veranstaltung betonte Walker, dass Managementzonen und Borkenkäfermanagement durch ForstBW auch in Zukunft gesichert werden sollen. Die Pläne zur Erweiterung des Nationalparks, die bereits von der Landespolitik genehmigt wurden, sollen Ende Januar im Nationalparkrat beschlossen werden. Kritische Stimmen, wie die von Bernd Hein, Ortschaftsrat aus Schönmünzach, äußern jedoch, dass die Zeitspanne für dieses bedeutende Projekt von zehn Jahren zu lange sei.
Landrat Klaus Michael Rückert sieht in den jüngsten Entwicklungen eine Stärkung für die Region, während Bürgermeister Michael Ruf die Notwendigkeit von Verlässlichkeit in den Entscheidungen unterstrich. Trotz der Bedenken äußerte Michael Frank von der Bürgerinitiative Hundsbach vorsichtige positive Erwartungen. Die Infrastruktur im Erweiterungsgebiet soll erhalten bleiben und sich weiterentwickeln, wobei auch die Bereitstellung von Brennholz zu marktüblichen Preisen ein zentrales Anliegen ist.
Insgesamt bleibt die Situation angespannt. Das Vertrauen der Bürger in die Politik steht auf dem Spiel, und die richtige Handhabe der Umwelt- und Wirtschaftsanliegen wird entscheidend sein für die Akzeptanz der Nationalpark-Erweiterung in der Region.
Die Bedenken und die politischen Versprechen könnten weitaus mehr Einfluss auf den Verlauf des Projekts haben, als viele Insidern annehmen. Hält die Politik ihre Zusagen, könnte es gelingen, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen und eine nachhaltige Zukunft für den Nationalpark Schwarzwald zu gestalten.