
Im Stadtbild von Prenzlau sticht das markante „Kettenhaus“ hervor, dessen denkmalgerechte Sanierung im Jahr 2018 abgeschlossen wurde. Die historischen Wände, die einst als Gutshaus mit einer Parkanlage dienten, sind nun jedoch erneut Gegenstand von Sanierungsarbeiten. Aktuell werden im Sockelbereich des Kettenhauses Schäden behoben, die durch Salzablagerungen im gesättigten Mauerwerk verursacht wurden, wie nordkurier.de berichtet.
Die Historie des Gebäudes ist von wechselvollen Zeiten geprägt. Ursprünglich im 18. Jahrhundert erbaut, erlebte das Kettenhaus den Verlust von 85 Prozent seiner Substanz während der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. In der darauf folgenden Zeit wurde ein Abrissantrag für das Gebäude gestellt, der jedoch von der Unteren Denkmalschutzbehörde abgelehnt wurde. Bürgermeister Hendrik Sommer äußerte den Wunsch nach einer positiven Lösung für das historische Bauwerk, das seit 2018 keine leerstehenden Wohnungen mehr aufweist. Es wohnen seitdem stets Mieter in den sechs neu geschaffenen Wohneinheiten, die mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro saniert wurden.
Sanierungsmaßnahmen und Herausforderungen
Die aktuellen Arbeiten, die von Thomas Müller durchgeführt werden, sind unumgänglich. Der Sockelbereich war bei der Errichtung des Gebäudes nicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert, was zu den Schäden geführt hat. Es wurden Salzaustritte festgestellt, die auch an Innenseiten der Außenwände im Kellerbereich sichtbar sind. Um die Bausubstanz zu sanieren, wird nun ein grobporiger Feuchte-Regulierungsputz eingesetzt. Nach dem Abschlagen des Putzes wird den Wänden ein Zeitraum von zwei bis drei Wochen zum Nachtrocknen gegeben.
Zusätzlich wird ein neuer Anstrich im Sockelbereich erfolgen, der in Abstimmung mit der Denkmalpflege geplant wird. Bis zur endgültigen Entscheidung über die weiteren Schritte bleibt abzuwarten, ob die angestrebte Lösung zur Instandsetzung des Kettenhauses in Form eines symbolischen Verkaufs an Müller, Geschäftsführer der Denkmalpflege Prenzlau GmbH, zum Preis von 1 Euro, umgesetzt wird. Dies ist Teil eines größeren Plans, der Fördermittel von bis zu 700.000 Euro für die Instandsetzung vorsieht. Diese Mittel setzen sich zusammen aus dem Stadtumbauprogramm-Ost, wobei ein Drittel kommunaler Mitleistungsanteil erfordert ist.
Öffentliche Diskussion und Ausblick
Die Diskussion über das Kettenhaus wird in der kommenden Stadtverordnetenversammlung am 18. September fortgesetzt, wo die Versammlung über die vorgeschlagene Lösung abstimmen wird. Dr. Andreas Heinrich, Zweiter Beigeordneter, ist Ansprechpartner für Menschen, die weitere Informationen zu dem Thema wünschen.
Das Kettenhaus steht symbolisch für die Herausforderungen denkmalgerechter Sanierung, die in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund gerückt sind. Dabei spielt auch das ökologisch gestiegene Bewusstsein eine Rolle, wie die Arbeiten am Kettenhaus zeigen. Es ist von zentraler Bedeutung, energetische Effizienz und Denkmalschutz miteinander zu verbinden, um im Kontext des Klimawandels zeitgemäße Lösungen zu finden. In diesem Zusammenhang befasst sich das Fraunhofer-Zentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege mit der Frage, wie historische Bauten modernisiert werden können, ohne ihre integralen Werte zu gefährden.
Mit den jetzt stattfindenden Arbeiten und den damit verbundenen Herausforderungen steht das Kettenhaus im unmittlebaren Fokus der Stadtgesellschaft, die dessen Erhalt als wichtigen Bestandteil des kulturellen Erbes begreift. Am 27. April wird zudem in der Marienkirche mit einem Gottesdienst und Vortrag an die Zerstörung vieler solcher Gebäude während des Krieges erinnert.