
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich in jüngster Vergangenheit verbessert, doch bleibt die Armut ein drängendes Problem für Millionen. Vor zwei Jahren waren die Einkommensaussichten durch hohe Energiekosten und steigende Preise düster. Aktuell sind die Löhne und Vermögen gestiegen, während die Inflation zurückgeht. Dennoch ist die Armutsgefährdung nach wie vor alarmierend. Laut Dewezet sind 14,4% der deutschen Bevölkerung, also rund 12 Millionen Menschen, armutsgefährdet.
Die Armutsgefährdungsquote ist ein zentraler Indikator, der zeigt, wie viele Personen aufgrund ihres Einkommens als armutsgefährdet gelten. Diese Quote beinhaltet Menschen, die weniger als 60% des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens verdienen. Die Schwellenwerte sind klar definiert: 1.310 Euro pro Monat für alleinlebende Personen und 2.751 Euro für Familien mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Berechnungen keine Vermögenswerte oder angemessene Aufwendungen für Wohnen und Lebensmittel berücksichtigen.
Soziale Ungleichheiten und Armutsrisiken
Die sozialen und ökonomischen Unterschiede zeigen sich deutlich in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Besonders betroffen sind Arbeitslose, von denen fast die Hälfte unter der Einkommensschwelle lebt. Auch Alleinerziehende und Menschen mit niedrigem Bildungsstand sind stark betroffen. Alarmierend ist, dass bei Familien mit drei oder mehr Kindern der Anteil Armutsgefährdeter gestiegen ist. Diese Problematik wird auch in der bpb präzisiert, wo die Zunahme der Ungleichheit in der Einkommensverteilung erwähnt wird.
Im Jahr 2023 waren etwa 5,7 Millionen Menschen in Deutschland von materieller und sozialer Entbehrung betroffen. 1,6 Millionen Menschen sind darüber hinaus bei den Tafeln registriert, die zunehmend durch Aufnahmestopps an ihre Grenzen stoßen. Dieser Zustand wird ergänzt durch die Tatsache, dass 35% der Studierenden und 18% der Auszubildenden armutsgefährdet sind. Schockierenderweise liegt der Wert bei gemeinsamer Lebensweise mit anderen in Wohngemeinschaften sogar bei 77% bzw. 54%.
Regionale Unterschiede und politische Antworten
Die Armutsgefährdung variiert stark zwischen den Regionen. Während die Quote in Süddeutschland, wie Baden-Württemberg (13,5%) und Bayern (12,8%), deutlich niedriger ist, erreicht sie in Bundesländern wie Bremen (28,8%) höchst alarmierende Werte. Zudem fordert der Leiter der Tafeln von der Politik krisenfeste Löhne und eine armutsfeste Rentenpolitik. Bundeskanzler Olaf Scholz hat als ersten Schritt eine Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel vorgeschlagen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen die Armutsproblematik in Deutschland weiterhin dringend der Aufmerksamkeit bedarf. Die Notwendigkeit, den Lebensstandard für gefährdete Gruppen zu sichern, bleibt eine der zentralen Herausforderungen für die deutsche Gesellschaft, wie auch der Armuts- und Reichtumsbericht der Regierung zeigt, der die zukunftsweisenden Daten bereitstellt, die für politisches Handeln unabdingbar sind. Weitere Informationen zu relevanten Indikatoren und Daten finden sich bei Destatis.