
In einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen zunehmen und Zukunftsangst vorherrscht, wird die Rolle der Militärforschung und insbesondere der Defense-Tech-Startups immer bedeutender. Leuphana Universität berichtet, dass militärische Forschung nicht nur zu grundlegenden Innovationen führt, sondern auch eine Gemeinschaft von Startups hervorbringt, die dringend benötigte Technologien für Verteidigung und Sicherheit entwickeln.
Dr. Sarah Stanske von der Leuphana Universität untersucht, wie militärische Einrichtungen Innovationen fördern können, insbesondere angesichts der wachsenden Kriegsgefahr. Ihre Forschung, die auf qualitativen Fallstudien basiert, zeigt, dass neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Startups und der Rüstungsindustrie notwendig sind. Dabei wird oft festgestellt, dass Richtlinien in der EU den Fortschritt durch umfangreiche Auflagen behindern.
Die Rolle der Defense-Tech-Startups
In Deutschland boomen Defense-Tech-Startups, die sich auf moderne Technologien zur Verteidigung konzentrieren. Laut Investment Week liegt der Verteidigungsetat für 2024 beeindruckende 71,75 Milliarden Euro, was Raum für Innovation und Entwicklung schafft.
Unter den führenden Unternehmen finden sich:
- Arx Robotics: Dieses Unternehmen entwickelt modulare Roboter für militärische und humanitäre Einsätze und hat bereits 30 Mini-Panzer an die Ukraine geliefert. Diese können kostengünstig produziert und flexibel eingesetzt werden.
- Polaris: Aus Bremen stammt ein Unternehmen, das an einem wiederverwendbaren Raumflugzeug für Hochgeschwindigkeitsaufklärung arbeitet.
- Helsing: Mit einem Unternehmenswert von 1,7 Milliarden Euro ist Helsing das erste europäische Defense-Tech-Einhorn. Es entwickelt KI-gestützte Lösungen, die bereits aktiv in der Ukraine eingesetzt werden.
- Traversals: Mit Hilfe von KI analysiert Traversals Datenmengen und erstellt Lagebilder, um frühzeitig auf militärische Krisen zu reagieren.
Besonders interessant ist die Entwicklung bei Arx Robotics, das von drei ehemaligen Bundeswehr-Offizieren gegründet wurde. Ihr autonomer Mini-Panzer ist ein Beispiel für die Verzahnung von militärischer Notwendigkeit und technologischer Innovation. Die schnelle Anpassung an modernste Anforderungen hat den Entwicklungszyklus von Jahrzehnten auf Wochen verkürzt.
Innovationen trotz Dystopien
Der Umgang mit Dystopien, etwa Ängsten vor Kriegen oder Kürzungen im öffentlichen Budget, ist ein zentrales Thema in der Forschung von Dr. Stanske. Sie zeigt auf, dass während solcher Krisen Führungspersönlichkeiten oft mit ambitionierten Innovationsprojekten reagieren, die jedoch nicht immer zur Umsetzung kommen. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich die Militärforschung und die Defense-Tech-Startups gegenübersehen.
Zugleich wird von Experten empfohlen, europäische Anbieter stärker zu fördern, insbesondere kleinere „Dual Use“-Hersteller. Diese könnten sich neben dem Militär auch auf zivilen Märkten beweisen und so die Innovationskraft der europäischen Verteidigung nachhaltig stärken.
In Anbetracht der politischen Entwicklungen, etwa der erhöhten Verteidigungsausgaben und der Notwendigkeit, innovative Produkte schnell auf den Markt zu bringen, bleibt die Zusammenarbeit zwischen Startups und traditionellen Rüstungsunternehmen eine entscheidende Komponente, um die Verteidigungsfähigkeit Europas sicherzustellen.