
15 Jahre nach Einführung des HPV-Impfprogramms in Deutschland zeigen die aktuellen Impfquoten ernüchternde Ergebnisse: Nur etwa 50% der 15-jährigen Mädchen und 33% der Jungen sind geimpft. Diese Zahlen stammen aus einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI), das auf die Dringlichkeit hinweist, die Impfquoten zu steigern. Für die gestrigen Meldungen über die HPV-Situation in Deutschland, wie Unser Mitteleuropa berichtet, stehen jedoch die Bedenken bezüglich der Sicherheit der Impfstoffe im Raum. In den USA wurden schwerwiegende Nebenwirkungen und sogar Todesfälle festgestellt, was das Vertrauen in die Impfkampagnen beeinträchtigt.
Um der geringen Impfquote entgegenzuwirken, wurde das Schulimpfprogramm ins Leben gerufen, das positive Ergebnisse in Bremen verzeichnen kann. Hier stieg die Impfquote bei 15-jährigen Mädchen um bis zu 14,8 Prozentpunkte auf 54,9%. Auch bei den Jungen gab es einen Anstieg um 2,8 Prozentpunkte auf 32,7%. Vor der Einführung des flächendeckenden Angebots in den 8. Klassen lag Bremen auf Platz 14 der Impfquoten; heute hat sich die Stadt im Mittelfeld positioniert.
Evaluierung und soziale Faktoren
Die Evaluation des Programms umfasste 10.946 Schülerinnen und 2.404 Schüler aus 56 Schulen. Auffällig ist, dass die Impfquote bei Schülerinnen aus sozial schwächeren Haushalten bei etwa 40% liegt, während sie für Kinder aus höher belasteten Familien nur zwischen 24% und 26% schwankt. Pädiatrische Praxen berichten von einer erhöhten Nachfrage nach Informationen und Impfungen. Das RKI geht davon aus, dass das schulische Impfprogramm diese Nachfrage mit beeinflusst hat.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 8.000 Personen an Krebs, der durch HPV verursacht wird. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine umfassende Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren. Für Nachholimpfungen bis zum 18. Lebensjahr übernimmt die AOK die Kosten für die HPV-Impfung.
Das InveSt HPV-Projekt
Um die Impfquoten weiter zu steigern, wurde das Projekt InveSt HPV initiiert, das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird und vom RKI durchgeführt wird. Unter der Leitung von Dr. Anja Takla soll das Projekt bis Juni 2026 laufen und erforscht, wie Erinnerungs- und Motivationstechniken die Impfquote verbessern können. Neben der Untersuchung von Hürden für ein effektives Erinnerungsmanagement beinhaltet das Projekt auch Schulungen für medizinisches Personal, um deren Fähigkeiten in der Kommunikation über Impfungen zu erweitern.
HPV-Infektionen stellen ein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingten Krebsarten, wobei Zervixkarzinome die größte Gruppe darstellen. Seit 2006 wird die HPV-Impfung empfohlen, zunächst nur für Mädchen, ab 2018 jedoch auch für Jungen.
Dass die Impfquoten in Deutschland stagnieren, ist besorgniserregend. RKI hebt hervor, dass dies in Verbindung mit einer allgemeinen Unzulänglichkeit des Impfschutzes in allen Altersgruppen betrachtet werden muss. Fachleute warnen, dass es entscheidend ist, Impflücken zu schließen und Impfserien rechtzeitig abzuschließen, um die öffentliche Gesundheit zu sichern und künftige Risikogruppen zu schützen.