
In Italien hat die brutale Ermordung zweier junger Frauen am Montag und Dienstag landesweite Proteste ausgelöst und die Debatte über Femizid neu entfacht. Die 22-jährige Studentin Sara C. wurde in Messina am helllichten Tag von ihrem 27-jährigen Ex-Partner Stefano A. erstochen, während sie an einer Bushaltestelle wartete. Stimmen, die sich für bessere Schutzmaßnahmen für Frauen einsetzen, wurden lauter, nachdem Stefano A. zunächst fliehen konnte, später jedoch in Noto festgenommen wurde und den Mord gestand. Dabei war Sara C. zuvor immer wieder von ihrem Ex-Partner belästigt worden. Trotz ihrer Bedenken schreckte sie allerdings davon ab, die Polizei zu alarmieren.
Die zweite tragische Ermordung betraf die 22-jährige Studentin Ilaria S., die am Dienstag nahe Rom tot aufgefunden wurde. Sie war seit dem 25. März vermisst worden und wies mehrere Messerstiche am Hals und Genick auf. Ihr 23-jähriger Ex-Partner Mark S. hatte in einem verzweifelten Versuch, die Spuren zu verwischen, Nachrichten von ihrem Smartphone gesendet. Er gestand die Tat und erklärte, im Affekt gehandelt zu haben. An der Fakultät für Statistik in Rom wurden Blumen zu ihrem Gedenken niedergelegt. Diese Vorfälle reißen ein schmerzhaftes Loch in die Gesellschaft und schüren die Forderungen nach mehr Sicherheit und Schutz für Frauen.
Reaktion der Gesellschaft
Die entsprechenden Bluttaten haben in Messina, Rom und anderen Städten zu spontanen Kundgebungen geführt. Tausende Frauen und Männer forderten ein besseres Schutzsystem für Frauen vor Gewalt. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 wurden in Italien bereits zehn Frauen durch Partner oder Ex-Partner getötet. Insgesamt waren es im Jahr 2022 61 Morde in diesem Kontext.
Um der fortwährenden Problematik zu begegnen, hat die italienische Regierung neue Maßnahmen ergriffen. Am Vorabend des Internationalen Frauentags verabschiedete sie einen Gesetzesentwurf, der Femizid als eigenständigen Straftatbestand einführt. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete diesen Schritt als äußerst bedeutsam im Kampf gegen Frauenmorde. Künftig werden Femizide als Tötungsdelikte definiert, die aus Hass gegen Frauen begangen werden, und sind mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht.
Statistiken und gesetzliche Veränderungen
Die Relevanz dieser Maßnahmen wird durch alarmierende Statistiken untermauert. Unterhaltung von rnd.de zufolge verletzt alle drei Tage eine Frau ihren Partner oder Ex-Partner. Die Gesetzesänderung sieht außerdem verschärfte Strafen für speziell gegen Frauen gerichtete Delikte wie Stalking und häusliche Gewalt vor. Diese Initiativen wurden als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt verstanden.
Die Zahlen für 2024 zeigen, dass insgesamt 113 Frauenmorde, darunter 99 in einem familiären Kontext, registriert wurden, was als Fortschritt im letzten Jahrzehnt gewertet wird. Die gesellschaftlichen Reaktionen und verbesserten gesetzlichen Schutzmaßnahmen scheinen vermehrt Wirkung zu zeigen. Laut einem Bericht der Zentraldirektion der Kriminalpolizei, der zum Internationalen Frauentag veröffentlicht wurde, stieg die Zahl der polizeilichen Verwarnungen um 94 Prozent und Wohnungsverweise für Gewalttäter sogar um 224 Prozent. Dennoch betont der Bericht die Notwendigkeit, weiterhin wachsam zu sein und präventive Maßnahmen auszubauen, um die gefährdeten Frauen zu schützen.
Mit den letzten Vorfällen und den damit verbundenen Widerständen sind die Stimmen der Protestierenden lauter denn je und fordern nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch umfassende gesellschaftliche Veränderungen, um Mädchen und Frauen in Italien ein sicheres Leben zu ermöglichen.