
Dänemark macht einen bemerkenswerten Schritt in Richtung Gleichstellung der Geschlechter, indem es die Wehrpflicht für Frauen einführt. Ab dem 1. Juli 2026 werden Frauen, die 18 Jahre alt werden, nun ebenfalls zum Militärdienst verpflichtet. Bisher galt diese Pflicht ausschließlich für Männer. Dies ist ein bedeutender Schritt, da Dänemark nach Schweden der zweite EU-Mitgliedstaat ist, der eine solche Reform umsetzt. Auch Norwegen hat bereits seit Anfang 2025 eine Wehrpflicht für Frauen etabliert. Diese Änderung ist Teil eines umfassenderen Plans zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit des Landes.
Laut Unser Mitteleuropa wurden die Reformen zur Gleichstellung der Geschlechter in Dänemark bereits 2022 ins Leben gerufen. Neben der allgemeinen Wehrpflicht werden auch weitere bedeutende Änderungen vorgenommen. Die Dienstzeit für alle Soldaten wird von vier auf elf Monate erhöht, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Diese Reform erfolgt vor dem Hintergrund einer verschärften Sicherheitslage in Europa, insbesondere nach den zunehmenden Spannungen mit Russland.
Kontext der Reform und Unterstützung
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen betont, dass die Einführung des obligatorischen Militärdienstes für Frauen auch ein Schritt zur Vermeidung zukünftiger Konflikte sei. Der Militärdienst, der für Frauen bereits zuvor freiwillig war, wird damit zur Pflicht. Diese Entscheidung folgt auf die Erkenntnis, dass sich voraussichtlich weniger junge Menschen freiwillig melden werden, was die Notwendigkeit einer Wehrpflicht noch dringlicher macht. Frauen sollen in allen militärischen Funktionen tätig werden können, was eine grundlegende Änderung der militärischen Strukturen darstellt.
Die geplante Grundausbildung wird zunächst fünf Monate dauern, gefolgt von sechs Monaten in spezialisierten Einheiten, was den Frauen die Möglichkeit gibt, in verschiedenen Bereichen, einschließlich IT, Verantwortung zu übernehmen. Diese Maßnahmen werden von vielen als notwendig erachtet, doch es gibt auch kritische Stimmen, vor allem von der Liberalen Allianz und den Dänendemokraten. Bedenken richten sich unter anderem gegen die Eignung des Militärs, Frauen angemessen auszubilden und zu integrieren, sowie gegen mögliche Diskriminierung und Sexismus.
Nordische Vorreiterrolle
Die nordischen Länder sind als Vorreiter in Bezug auf die Wehrpflicht für Frauen bekannt. Norwegen nahm 2015 diese Reform als erstes Land vor, gefolgt von Schweden, das 2017 ähnliche Schritte unternahm und im Jahr 2019 die Wehrpflicht für Frauen einführte. Diese Länder betonen nicht nur die Gleichberechtigung, sondern nehmen auch die sicherheitspolitischen Herausforderungen, insbesondere durch Russland, ernst. Angesichts der geopolitischen Entwicklungen, wie der Annexion der Krim 2014, hat die Notwendigkeit, alle Ressourcen der Gesellschaft für die Landesverteidigung mobilisieren zu können, an Bedeutung gewonnen. Dänemark plant zudem, drastisch in seine Verteidigung zu investieren, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.
Die Einführung der Wehrpflicht für Frauen in Dänemark steht somit nicht nur für einen sozialen Fortschritt, sondern auch für eine notwendige Reaktion auf die veränderte sicherheitspolitische Landschaft in Europa. SRF verweist auf die breitere Unterstützung innerhalb der Gesellschaft für diese Reform, auch wenn sie von einer kritischen Debatte begleitet wird. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Umsetzung der Reform und die Integration von Frauen in die dänischen Streitkräfte tatsächlich stattfinden wird.