
Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen, des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des National Institute of Mental Health haben in einer aktuellen Studie die Wahrnehmung von Materialien untersucht. Diese Forschung bietet neue Einsichten in die psychologischen Dimensionen, die unser Verständnis von Materialien prägen. Der Artikel zur Studie ist in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht worden, wie uni-giessen.de berichtet.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Erkenntnis, dass das Verständnis von Materialien auf insgesamt 36 Dimensionen beruht. Diese Dimensionen umfassen Eigenschaften wie Körnigkeit, Bläue und Viskosität. Um diese Dimensionen zu identifizieren, haben die Forschenden einen umfassenden Bilderdatensatz mit 200 verschiedenen Materialkategorien erstellt. Das Auswahlverfahren basierte auf einer gründlichen Analyse aller Substantive in der englischen Sprache, was die Relevanz der Untersuchung zusätzlich untermauert.
Methodik der Studie
Die Studie sammelte über eine Million subjektive Vergleichsurteile in einer Online-Studie, bei der Teilnehmende Bilder von Materialien verglichen. Ein eigens entwickelter Computeralgorithmus konnte anschließend die psychologischen Dimensionen ermitteln, die für die mentale Ordnung von Materialien entscheidend sind. Dabei stellte sich heraus, dass bestimmte Dimensionen nur für spezifische Materialien von Bedeutung sind, während sie für andere unerheblich bleiben.
Ein weiteres Experiment ermöglichte es den Teilnehmenden, die Dimensionen zu beschreiben, was zu übereinstimmenden Antworten führte. Dieses Ergebnis ist für die visuelle Neurowissenschaft von großer Bedeutung und trägt zum Verständnis bei, wie Materialien im menschlichen Gehirn abgebildet werden. Aktuell gibt es jedoch keine identifizierten Hirnareale, die spezifisch für Materialien zuständig sind.
Forschungsperspektiven und Relevanz
Die nachfolgenden Forschungen zielen darauf ab, zu untersuchen, wie sich die identifizierten Dimensionen in der Gehirnaktivität niederschlagen. Damit könnte ein tieferer Einblick in die neuronalen Grundlagen der Wahrnehmung von Materialien erlangt werden und wichtige Erkenntnisse für die kognitive Neurowissenschaft gewinnen, wie auch in springernature.com thematisiert.
Die erhobenen Daten und Erkenntnisse sind nicht nur für die Grundlagenforschung bedeutsam, sondern könnten auch Anwendungen in Bereichen wie der visuellen Wahrnehmung, der Materialwissenschaft sowie der Psychologie der Emotionen finden. Das Verständnis der neurobiologischen Grundlagen von Wahrnehmung könnte entscheidend dazu beitragen, Störungen und Krankheiten, die die Wahrnehmung betreffen, besser zu behandeln.