
Am 12. April 2025 steht Ecuador vor einer wegweisenden Präsidentschaftswahl mit dem amtierenden Präsidenten Daniel Noboa und seiner Herausforderin Luisa González. Diese Wahl ist eine Wiederholung der vorgezogenen Wahl im Oktober 2023, in der Noboa einen knappen Sieg errang. In der ersten Wahlrunde im Februar erhielt Noboa 44,17 Prozent der Stimmen, während González 44 Prozent der Wähler hinter sich vereinen konnte, was die politische Landschaft des Landes stark polarisiert.
Die Wähler haben ein hohes Maß an Frustration mit dem Status quo, was viele von ihnen dazu bringen könnte, González zu unterstützen. Dies könnte insbesondere Wähler betreffen, die das politische Erbe von Rafael Correa ablehnen. Correa, der von vielen für die aktuelle Sicherheitskrise und die Herausforderungen der Regierung verantwortlich gemacht wird, unterstützt González, was sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche für die Kandidatin darstellt. Politische Berater wie Jacobo Garcia glauben, dass die Unzufriedenheit über die aktuelle Verwaltung und die wachsende Frustration über Noboa González in die Karten spielen könnten, selbst wenn sie nicht ausdrücklich für ihre Politik stimmen.
Wachsende Gewalt und Sicherheitsprobleme
Ecuador sieht sich einer nach wie vor alarmierenden Sicherheitslage gegenüber. Die Mordrate liegt bei 38,76 pro 100.000 Menschen, deutlich höher als die 6,85 in 2019, obwohl sie 2024 im Vergleich zum Jahr zuvor gesunken ist. Die Gewalt ist maßgeblich auf den Drogenhandel aus Kolumbien und Peru zurückzuführen, und die Landkarte wird von etwa 25 Drogenkartellen dominiert, die um Einfluss kämpfen. Dies hat eine Zunahme an Geiselnahmen, Morden und Korruption zur Folge, was die Bevölkerung verunsichert.
Noboa hat versucht, die Situation zu entschärfen, indem er im Januar 2024 einen internen bewaffneten Konflikt ausrief, um Militärkräfte gegen die Gangs einzusetzen. Dennoch bleibt die Angst der Bürger vor weiterem Anstieg der Kriminalität und der Gewalt ein zentrales Thema in den Wahlkampfdebatten. Sowohl Noboa als auch González versprechen harte Maßnahmen gegen die Kriminalität und internationale Unterstützung.
Sozioökonomische Herausforderungen und politische Allianzen
Ecuador steht auch vor tiefgreifenden wirtschaftlichen Herausforderungen. Ende letzten Jahres waren nur 33,7 Prozent der erwerbsfähigen Ecuadorianer formal beschäftigt. González verspricht, zwei Millionen Arbeitsplätze durch öffentliche Projekte zu schaffen, während Noboa das Ziel hat, eine Million Arbeitsplätze in vier Jahren zu generieren. Diese ökonomischen Überlegungen sind unter den Wählern von erheblichem Interesse und spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahlentscheidung.
Die Confederation of Indigenous Nationalities of Ecuador (CONAIE), die größte indigene Organisation des Landes, hat sich kürzlich mit González zusammengeschlossen. Diese Kooperation basiert auf der Annahme eines 25-Punkte-Programms, das die Aufhebung der als anti-indigen wahrgenommenen Dekrete aus der Noboa-Ära beinhaltet. Gómez, ein Aktivist der Kitu Kara, stellte klar, dass die Entscheidung für González auch als Strategie des Widerstands interpretiert werden kann, um die Lebensrechte der Indigenen zu verteidigen.
Die bevorstehende Stichwahl wird somit nicht nur ein Wettlauf zwischen zwei Politikern, sondern auch ein Ausdruck der sozialen und ethnischen Spannungen in Ecuador. Professor Avila von der Universität Cuenca betont die Wichtigkeit solcher Allianzen für jede potenzielle Regierung, um eine wirksame Agenda zu erarbeiten. Er warnt jedoch: „Wahlkämpfe basieren auf Hoffnung, aber Regierungsführung erfordert Koalitionen. Die wirkliche Herausforderung beginnt am Tag nach der Wahl.”
Die Wahlen, in denen mehr als 13 Millionen Menschen stimmberechtigt sind, finden in einem Klima großer Unsicherheit statt. Menschenrechtsverletzungen und exekutive Übergriffe in den letzten Jahren haben die politischen Institutionen weiter untergraben, was viele Wähler zur Stimmabgabe animieren könnte, obwohl die Bedingungen alarmierend bleiben. Mit einer Wahlpflicht bis zum Alter von 65 Jahren und strengen Regelungen zur Wahlabgabe wird jede Stimme in dieser kritischen Zeit gezählt.
Die kommende Wahl wird zeigen, ob Gonzálezs Unterstützung durch indigene Organisationen und ihre Versprechen, sozialen Wandel herbeizuführen, die Wähler mobilisieren können, oder ob die Angst vor Unsicherheit und Gewalt die Wähler wieder zurück zu Noboa treiben wird. Während die Wahl naht, bleibt die politische Zukunft Ecuadors ungewiss und geprägt von tiefgreifenden Herausforderungen.
Nach dem Wahltermin wird erwartet, dass sowohl der Gewinner als auch die politische Landschaft Ecuadors auf eine harte Realität treffen werden, die in den nächsten Jahren bewältigt werden muss.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel von Al Jazeera, AP News und ZDF konsultieren.