
Die Frage nach dem Timing der nächsten Eiszeit hat Wissenschaftler seit Jahren beschäftigt. Nun haben Forscher, darunter ein internationales Team des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, neue Erkenntnisse gewonnen. Sie kommen zu dem Schluss, dass die nächste Eiszeit in den kommenden 10.000 Jahren eintreten könnte, jedoch mit einem dramatisch veränderten Zeitrahmen aus dem bisherigen Verständnis. Diese Veränderungen sind vor allem auf den hohen Kohlendioxid-Gehalt in der Erdatmosphäre zurückzuführen.
Die Studie hebt hervor, dass der derzeitige CO2-Gehalt der höchste seit mindestens 800.000 Jahren ist. Dies stört den natürlichen Rhythmus der Eiszeiten, der historisch durch Schwankungen in den Parametern der Erdumlaufbahn, bekannt als Milankovitch-Zyklen, beeinflusst wird. Diese Zyklen betreffen die Neigung der Erdachse, die Taumelbewegung sowie die exzentrische Form der Erdumlaufbahn um die Sonne und bestimmen die Intensität der Sonneneinstrahlung auf die Erde.
Neue Erkenntnisse über Eiszeiten
Die besonderen Ergebnisse der Studie beruhen auf Analysen von Eiszeiten der letzten 800.000 Jahre, in denen entscheidende Faktoren für den Beginn und das Ende einer Eiszeit identifiziert wurden. Vorherige Theorien über Eiszeiten blieben oft vage. Stephen Barker, ein Autor der Studie, erklärt, dass das gefundene Muster reproduzierbar ist. Dies ermöglicht nun genauere Vorhersagen über Zwischeneiszeiten und die nächste Vereisung, die in etwa 10.000 Jahren beginnen und nach 66.000 Jahren enden soll.
Die Eiszeiten des mittleren bis späten Pleistozäns sind demnach deterministisch. Auf dem Weg dahin können jedoch die Folgen des menschengemachten Klimawandels, wie der Anstieg des Meeresspiegels und das Abschmelzen der Antarktis, schwerwiegende Auswirkungen auf die Erde haben. Zukünftige Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss des Menschen auf das Klima weiter zu erforschen.
Historische Kontexte der Kalt- und Warmzeiten
Die Klimaschwankungen des Pleistozäns, die vor etwa 2,6 Millionen Jahren begannen, umfassten über zwanzig Zyklen aus Kalt- und Warmzeiten. Frühere Kalt- und Warmzeiten waren in der Regel weniger ausgeprägt als spätere. Während der letzten Kaltzeit, bekannt als die Weichsel-Eiszeit, lagen die Temperaturen deutlich niedriger. Damals erstreckte sich die arktische Polarkappe bis weit nach Zentraleuropa, und der Meeresspiegel war 130 Meter tiefer als heute.
Diese tiefgreifenden Veränderungen ermöglichten unter anderem die erste menschliche Besiedlung Amerikas durch das Trockenfallen der Beringstraße. In den Warmzeiten, wie der Eem-Warmzeit, war es im Durchschnitt etwa zwei Grad wärmer als heute. Diese Rahmenbedingungen waren wesentlich für die menschliche Entwicklung und Migration über den Kontinent.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neuen Erkenntnisse nicht nur die Wissenschaft über vergangene Eiszeiten erweitern, sondern auch essentielle Fragen über die zukünftige Klimabalance und die Einflüsse des menschlichen Handelns auf die Erde aufwerfen. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, das Zusammenspiel der natürlichen und anthropogenen Faktoren in den kommenden Jahren zu verstehen.