
Inmitten eines sich zuspitzenden Zollkonflikts zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) hat die EU erneut eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeboten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekräftigte die Bereitschaft zu Verhandlungen, trotz der jüngsten Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump. Dieses Angebot wurde nicht nur vor den Zollentscheidungen unterbreitet, sondern zuletzt auch am vergangenen Freitag erneut in Aussicht gestellt, wie maz-online.de berichtet.
Bereits mehrfach stand das Thema Freihandel bei Autos auf der Agenda der Verhandlungen, jedoch ohne dass die USA angemessen darauf reagierten. In Erwartung eines möglicherweise scheitenden Dialogs bereitet die EU umfangreiche Gegenmaßnahmen vor. Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte, dass überhastete Reaktionen auf die US-Politik vermieden werden sollten, zeigte sich aber dennoch für entsprechende Maßnahmen offen. Er unterstrich die Notwendigkeit, eine Spaltung Europas zu vereiteln und einen Zollkrieg abzuwenden.
Negative Auswirkungen auf die Märkte
Die weltweiten Finanzmärkte reagierten auf das aggressive Zollpaket aus den USA mit erheblichen Kursverlusten. Der DAX fiel zeitweise um rund zehn Prozent, was weltweit Besorgnis auslöste. Am deutschen Aktienmarkt wird der Zollstreit bereits als zunehmende Bedrohung für die Exportwirtschaft angesehen. Jüngsten Berichten zufolge befürchten 70 Prozent der Unternehmen negative Auswirkungen durch die US-Handelspolitik.Tagesschau zitiert außerdem den BGA-Präsidenten Dirk Jandura, der warnt, dass der Handelskrieg bereits entfacht wurde.
Die Exporte aus Deutschland stiegen im Februar 2025 um 1,8 Prozent auf insgesamt 131,6 Milliarden Euro, mit einem Anstieg der Exporte in die USA um 8,5 Prozent. Die Importe hingegen sanken um 3,9 Prozent. Trotz dieser positiven Bilanz im Exportbereich war die Gesamtbilanz für 2024 negativ, mit einem Minus von 1,2 Prozent. Insbesondere die Unsicherheiten im Handel haben die Zuversicht der Unternehmen belastet, die sich auf die anhaltenden Zolldebatten einstellen müssen.
US-Kurs und protektionistische Tendenzen
Donald Trump hat signalisiert, dass er bereit ist, unter bestimmten Bedingungen mit seinen Handelspartnern über Zölle zu verhandeln. Diese Verhandlungsbereitschaft ist jedoch von Forderungen abhängig, die Handelsungleichgewichte zu beseitigen. Gleichzeitig planen die USA, Einfuhren aus der EU mit einem Zoll von 20 Prozent zu belegen, um die lokale Produktion zu stärken, und das hat das globale Handelsgefüge weiter destabilisiert, wie auch Deutschlandfunk feststellt.
Trump nutzt Zölle nicht nur als Mittel zur Regulierung der Handelsbilanz, sondern insbesondere als Druckmittel in politischen Verhandlungen. Diese Entwicklung zeigt eine Rückkehr zum Protektionismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg als rückschrittlich galt und den globalen Freihandel gefährdet. Ökonomen warnen, dass Zölle nicht nur Verwerfungen in den Marktpreisen hervorrufen, sondern auch Lieferketten nachhaltig stören können.
Die Situation erfordert ein koordiniertes Handeln der europäischen Regierungen. Kanzler Olaf Scholz und weitere führende Politiker, darunter der CDU-Chef Friedrich Merz, diskutieren über die bestmögliche Reaktion auf die US-Zollpolitik. Der Regierungssprecher Steffen Hebestreit bezeichnete die negativen Kursentwicklungen als „Weckruf“ und kündigte an, dass die Bundesregierung entschlossen gegen die Zölle anzugehen gedenkt.