
Im Jahr 2025 sieht sich die europäische Autoindustrie vor einer erheblichen Herausforderung: Um Neuwagen in Europa verkaufen zu können, muss der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller abgesetzten Fahrzeuge deutlich reduziert werden. Wer dies nicht schafft, muss mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe rechnen. Die neuen Vorgaben besagen, dass die durchschnittlichen Emissionen aller in Europa verkauften Autos nach der internationalen Messmethode WLTP pro Kilometer maximal 93,6 Gramm CO2 betragen dürfen, wie die F.A.Z. berichtete.
Die Emissionsgrenzwerte werden individuell für jeden Hersteller berechnet. Schwerere Fahrzeuge erhalten einen etwas höheren Grenzwert, während Hersteller von leichteren Autos einen anspruchsvolleren Zielwert zu erreichen haben. Bis Ende des Jahres 2025 können die genauen Grenzwerte für jeden Hersteller festgelegt werden, was zusätzliche Unsicherheiten mit sich bringt. Ein weiterer Faktor ist die Änderung der Messmethode von 2024 auf 2025: Während von 2020 bis 2024 ein Grenzwert von 95 Gramm CO2 nach der NEFZ-Messmethode galt, ergibt die WLTP-Messung höhere CO2-Emissionswerte.
Wichtige Kennzahlen und Strategien der Hersteller
Nach Angaben des ADAC hat das effizienteste derzeit angebotene Verbrenner-Hybridfahrzeug in Deutschland, der Toyota Yaris, einen WLTP-Verbrauch von 3,8 Litern pro 100 Kilometer und Emissionen zwischen 87 und 96 Gramm CO2 pro Kilometer. Das Erreichen der neuen Emissionsziele wird zunehmend durch den Verkauf von Elektroautos unterstützt, die laut juristischer Definition eine CO2-Emission von null haben, auch wenn sie mit Kohlestrom geladen werden.
Die aktuelle Nachfrage nach Elektroautos ist jedoch nicht so stabil wie erwartet. Im November 2023 lag der Anteil der batterieelektrischen Pkw in Deutschland bei 18,3 Prozent, während es im November 2024 nur noch 14,4 Prozent waren. Dies stellt die Autohersteller vor große Schwierigkeiten, da einige Massenhersteller, darunter die Volkswagen-Gruppe, Stellantis, Renault und Ford, im Jahr 2024 die angestrebten Ziele nur knapp erreichten.
Die potenziellen Strafen für die Überschreitung der Emissionsgrenzen sind erheblich. Für jedes Fahrzeug und jedes Gramm CO2 über dem Grenzwert sind 95 Euro zu zahlen. Basierend auf dem branchenweiten Grenzwert könnte eine Strafe von über einer Milliarde Euro für den Volkswagen-Konzern fällig werden. Die Strategie von Stellantis sieht vor, dass für vier verkaufte Verbrennermodelle ein batterieelektrisches Fahrzeug angeboten werden muss. Bis 2025 will man eine BEV-Quote von 21 Prozent erreichen.
Zusätzlich wird erwartet, dass Hersteller wie Volkswagen und Stellantis ihre Marketingstrategien anpassen. Aktuell werden Sonderangebote für Elektrofahrzeuge wie den ID.3 unter 30.000 Euro verlängert, während der Preis für Verbrennermodelle steigt. Im Verlauf des Jahres 2025 könnten die Spielräume für Rabatte auf Verbrennermodelle reduziert werden, was eine Preissteigerung für leistungsstarke Verbrennermodelle nach sich ziehen könnte.
Politische Stimmen aus der Automobilbranche fordern bereits eine Überprüfung der Flottengrenzwerte der EU und eine mögliche Verschiebung der Ziele von 2025 auf spätere Jahre. Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) eine Überprüfung der Ziele wünscht, zeigt die Haltung von BMW, dass es keinen Grund zur Verschiebung der CO2-Ziele für 2025 gebe.
Ein weiterer Ansatz zur Erreichung der Emissionsziele könnte in der Verwendung von Plug-in-Hybriden liegen, die einen Verbrennungsmotor mit Elektroantrieb kombinieren. Diese Fahrzeuge schaffen es, durch eine vorrangige Nutzung der elektrischen Reichweite deutlich niedrigere CO2-Emissionen aufzuweisen. Der Markt wird voraussichtlich auch auf diese Antriebsform reagieren und die Preisspannen anpassen, um den Anforderungen gerecht zu werden.