
Am 30. März 2025 diskutieren Flavio von Witzleben und Dr. Hauke Ritz in einem aufschlussreichen Dialog über die abendländische Kultur, Souveränität und die geopolitischen Herausforderungen, die sich aus der multipolaren Weltordnung ergeben. Unser Mitteleuropa berichtet über die zentrale Rolle, die Dr. Ritz als Philosoph in dieser Debatte spielt.
Dr. Hauke Ritz, der sich selbst nicht als „Geschichtsphilosoph“ sieht, hat mit seinem Buch „Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas“, veröffentlicht im September 2022, ein wichtiges Werk geschaffen. In diesem Buch thematisiert er den Hass gegenüber Russland und die damit verbundenen politischen Entwicklungen, wie das von Ursula von der Leyen initiierte „Re-arm Europe“-Programm.
Konflikte und Friedensgespräche
Während des Gesprächs äußert Ritz seine Abneigung gegen die Konfrontation mit Russland. Er kritisiert das negative Russlandbild in Deutschland, das seiner Meinung nach stark von Propaganda geprägt ist. Laut Ritz ist Russland bereit für Friedensverhandlungen. Er betont die Notwendigkeit diplomatischer Lösungen angesichts der eskalierenden Konflikte in Europa.
Die aktuelle Kriegsrhetorik, so Ritz, entspringt einer elitär geprägten Angst vor Machtverlust. Er sieht Parallelen zwischen der gegenwärtigen Situation und den Ereignissen vor dem Ersten Weltkrieg. Diese Besorgnis trägt zur geopolitischen Fragilität bei und verstärkt die Notwendigkeit einer rationalen und kooperativen Herangehensweise an weltpolitische Fragen.
Die multipolare Weltordnung
Ritz argumentiert, dass die USA und Europa sich auf eine multipolare Weltordnung einstellt, die von Kooperation geprägt sein muss. Diese Ansicht steht im Einklang mit den globalen Veränderungen, die in der Analyse zur Beendigung der westlichen Vorherrschaft erwähnt werden. Laut dieser Analyse erleben wir einen Übergang weg von der Dominanz einer einzigen Macht hin zu einer multipolaren Weltordnung, die durch rivalisierende Großmächte gekennzeichnet ist.
Dr. Ritz kritisiert zudem die militärischen Aufrüstungspläne Europas und stellt deren Effektivität in Frage. Er sieht einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil in der Zusammenarbeit, insbesondere in Zeiten, in denen die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht die gewünschten Effekte erzielt haben und möglicherweise langfristig die Rolle des US-Dollars als Reservewährung gefährden.
Die geopolitischen Spannungen, die durch Chinas wachsende wirtschaftliche und militärische Stärke weiter angeheizt werden, und Russlands Umstellung auf eine Kriegswirtschaft stärken die Argumentation für eine neue Form der internationalen Zusammenarbeit. Die BRICS-Staaten drücken zunehmend den Wunsch nach einer multipolaren Weltordnung aus und stellen die westliche Dominanz in Frage. So wird der indopazifische Raum als zukünftiges geopolitisches Zentrum betrachtet.