
Am 10. März 2025 sind in der Diskussion um Amokläufe und die damit verbundenen Risikofaktoren einige bedeutende Stimmen laut geworden. Die Kriminologin Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Universität Gießen, fordert Politiker auf, verbal abzurüsten und zu vermeiden, dass migrationsbezogene Debatten auf das Thema Amoklauf übertragen werden. In diesem Kontext hebt sie hervor, dass viele Amoktaten vermeidbar wären, wenn frühzeitige Hinweise korrekt gedeutet und eingeordnet würden. Bannenberg weist darauf hin, dass Angst und Unsicherheiten unter Migranten durch populistische Äußerungen, insbesondere solche von CDU-Vorsitzendem Friedrich Merz, verstärkt werden können, was potenziell zur Gefährdung dieser Gruppen beiträgt.
Die Diskussion um Amokläufe wird außerdem durch die Rolle der Medien beeinflusst. Sensationsheischende Berichterstattung kann Nachahmungseffekte bei potenziellen Tätern hervorrufen. Bannenberg erklärt, dass Amoktäter oft maximale Aufmerksamkeit suchen, was die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für solche Taten beeinflusst. Auch die Journalistinnen Rowenia Bender und Kristin Weber warnen vor den Folgen einer vorschnellen Berichterstattung.
Risikofaktoren und präventive Maßnahmen
Ein zentrales Thema ist die Identifizierung von Amokläufern. Bannenberg identifiziert typische Risikofaktoren: Viele Täter sind männlich, unter 24 Jahren alt und weisen psychopathologische Auffälligkeiten auf. Außerdem haben ältere Amoktäter häufig Suizidgedanken und überdurchschnittlich oft mit Drogenmissbrauch zu kämpfen. Die Notwendigkeit zur Verbesserung der Gefährdungseinschätzung durch die Polizei wird immer deutlicher, denn die Vorbereitung auf den Umgang mit psychisch auffälligen Personen ist bei den verschiedenen Polizeibehörden sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Um die Prävention zu verbessern, hat Bannenberg ein Beratungsnetzwerk zur Amokprävention eingerichtet, das stark nachgefragt wird. Der hessische Innenminister Roman Poseck kündigte die Einrichtung eines Amokpräventionszentrums an, das dazu beitragen soll, gefährliche von nicht gefährlichen Personen zu unterscheiden und um sicherzustellen, dass psychisch Erkrankte keine Waffen erhalten.
Ein Podcast von Spektrum beleuchtet die vielfältigen Ansichten zu Amokläufen. Experten, darunter Psychologen und Kriminologen, diskutieren, dass Amokläufer häufig extreme Kränkungen und soziale Isolation erleben. Diese Faktoren in Verbindung mit psychischen Erkrankungen könnten einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten von möglichen Tätern haben. Es wird betont, dass die Mehrzahl der psychisch Erkrankten jedoch keine Gewalt ausübt und es daher keine einfachen Psychogramme gibt, die die Vorhersage von Amokläufern ermöglichen. Vielmehr sind ein breiterer Ansatz und die Stärkung des sozialen Umfelds notwendig.
Gesellschaftliche Herausforderungen und Medienwirkung
Die gesellschaftliche Debatte um Amokläufe muss auch die Rolle der Medien berücksichtigen. Die Berichterstattung über solche Taten kann sowohl Opfer als auch potenzielle Täter beeinflussen. Eine zu hohe Aufmerksamkeit für Amoktaten kann die Gefährlichkeit solcher Taten unterstreichen und bei anderen Menschen Nachahmungseffekte auslösen. Psychologen warnen, dass jüngere Täter häufig Videos von Amoktaten betrachten und dadurch möglicherweise motiviert werden, selbst ähnliche Taten zu begehen.
Zusätzlich wird auf die unzureichende Betreuung traumatisierter Opfer hingewiesen. Der Umgang mit betroffenen Menschen ist oft nicht adäquat, was die langfristigen Folgen für die Opfer und die Gesellschaft insgesamt verschärft. Der Vorschlag eines „Here-and-now“-Ansatzes zur emotionalen Bewältigung könnte hier einen Beitrag leisten.
Insgesamt zeigen die Diskussionen und Analysen, dass eine differenzierte Herangehensweise an Amoklaufprävention erforderlich ist. Dies schließt sowohl strukturierte Maßnahmen als auch individuelle Unterstützungsangebote ein, um gefährdete Personen frühzeitig zu erkennen und zu schützen, während gleichzeitig auf die sensiblen sozialen und psychologischen Hintergründe der Täter eingegangen wird.
Für weitere Informationen zu den Risiken und Präventionsmöglichkeiten von Amokläufen lesen Sie die detaillierte Analyse von dewezet und den unterstützenden Podcast von Spektrum.
Zusätzlich liefert ein Artikel von Ärzteblatt interessante Einblicke in die gesellschaftliche Wahrnehmung und die Herausforderungen bezüglich Amokläufen.