
Eine tragische Wendung nahm das Schicksal einer achtköpfigen Familie aus Remscheid, Nordrhein-Westfalen, die Mitte März 2025 einer Abschiebung gegenüberstand. Der 55-jährige Vater, Nezir Doğan, fiel in Panik vom Balkon im vierten Stock und erlitten dabei mehrere Knochenbrüche. Seitdem liegt er im Krankenhaus, während die restlichen Familienmitglieder unter dramatischen Umständen getrennt wurden. Dies berichtet derwesten.de.
Nezir Doğan kam 2018 als Asylbewerber nach Deutschland, da ihm in der Türkei als Kurde politische Verfolgung drohte. Ihm wird bei einer Rückkehr in die Türkei mehrere Jahre Gefängnis angedroht. Die Umstände der Abschiebung waren angespannt, als am 13. März sechs Mitarbeiter der Ausländerbehörde unangekündigt erschienen und die Familie aufforderten, ihre Sachen zu packen. Nazdar Doğan, eines der Kinder, schilderte, dass die Beamten nicht auf die Familienmitglieder hörten und sogar deren Handys abnahmen.
Familientragödie und Zerstreuung
Am Tag nach dem Vorfall wurde die Mutter, Saadec, zusammen mit zwei der Kinder abgeschoben, während die älteren Geschwister in Deutschland bleiben dürfen. Dies führte zu einer tiefen Trennung innerhalb der Familie: Der Vater ist weiterhin im Krankenhaus, die Mutter und zwei Geschwister sind nun in der Türkei. Die älteren Geschwister, Mizigin (23), Nazdar (22), Elif (19), Azad (17), Melek (13) und Berat (7), stehen vor der Herausforderung, sich um die verbliebenen Familienmitglieder zu kümmern.
Berat, der jüngste Bruder, blieb aufgrund fehlender Reisepapiere in Deutschland. Sein emotionaler Zustand ist besorgniserregend, da er mittlerweile in einer Kinderpsychiatrie untergebracht war und die Situation nicht versteht. Die Geschwister bekämpfen die drängende Forderung der Ausländerbehörde, einen Pass für ihn zu beantragen, um eine Rückkehr in die Türkei zu vermeiden.
Die Familie hatte gegen die Ablehnung ihres Asylantrags im Jahr 2024 geklagt und um Ausbildungsaufenthaltstitel für Elif und Azad gekämpft. Diese rechtlichen Schritte zeigen auf, dass das Asylsystem in Deutschland durch zahlreiche Hürden und bürokratische Herausforderungen gekennzeichnet ist. Laut bpb.de ist Deutschland Vertragsstaat der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und hat ein gesetzlich geregeltes Asylverfahren eingerichtet. Dennoch sieht die Realität oft anders aus.
Hintergrund des Asylrechts
Das Asylrecht in Deutschland hat sich über verschiedene historische Phasen entwickelt. Im Grundgesetz von 1949 wurde ein weitreichendes Grundrecht auf Asyl verankert. Jedoch hat sich das Asylrecht im Laufe der Jahre, insbesondere nach den 1990er Jahren, durch politische Entscheidungen immer mehr eingeengt. Aktuelle Asylrechtsreformen seit 2014 führten zu verstärkten Einschränkungen, die auch die Familie Doğan betreffen. Die Einführung des Konzepts „sichere Herkunftsländer“ und kürzere Fristen für Asylverfahren sind hierbei zu erwähnen.
Obwohl Deutschland zu den Ländern zählt, die weltweit die meisten Flüchtlinge aufnehmen, leben viele von ihnen in unsicheren und oft prekären Verhältnissen. Ende 2020 lebten in Deutschland rund 741.700 Menschen mit Flüchtlingsschutz. Die Herausforderungen für Asylbewerber und deren Familien sind groß, und die Situation der Familie Doğan verdeutlicht die emotionalen und psychologischen Belastungen, die mit diesem Verfahren einhergehen.