
Am Dienstagabend versammelten sich mehrere hundert Anhänger des linken Spektrums auf dem Platz der Republik in Paris, um den Tod von Jean-Marie Le Pen zu feiern. Der Gründer des Front National verstarb im Alter von 96 Jahren. Die Feierlichkeiten waren geprägt von Jubel, Champagner und Feuerwerk und fanden auch in Städten wie Lyon und Marseille statt. Die linksextreme Partei Nouveau Parti anticapitaliste hatte zu dieser Versammlung aufgerufen.
Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau äußerte sich kritisch zu den Feierlichkeiten und nannte sie „schändlich“. Er betonte: „Nichts, absolut nichts rechtfertigt es, dass man auf einer Leiche tanzt.“ Der Tod von Jean-Marie Le Pen rief große Anteilnahme unter konservativen und patriotischen Kräften in Europa hervor, die ihn als „Vater des Rechtspopulismus“ bezeichneten. Sein Einfluss auf den Aufstieg späterer Rechtsparteien wurde hervorgehoben, wie compact-online.de berichtete.
Der Einfluss des Rassemblement National
In den letzten Jahren haben Marine Le Pen und der Rassemblement National (RN) an Einfluss in Frankreich gewonnen. Insbesondere feierte der RN bei der Europawahl 2024 einen klaren Erfolg, was zur Auflösung des Parlaments durch Präsident Emmanuel Macron führte. Der RN wurde 1972 von Jean-Marie Le Pen und Pierre Bousquet gegründet und sorgte bereits in den 1980er Jahren für politische Schlagzeilen, als er erstmals in die Nationalversammlung gewählt wurde.
Jean-Marie Le Pen hatte eine umstrittene Vergangenheit, die von mehreren Verurteilungen wegen Volksverhetzung geprägt war. 2002 erreichte er den zweiten Platz in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl. Unter dem Vorsitz seiner Tochter Marine Le Pen, die im Januar 2011 die Parteiführung übernahm, fand eine „Dédiabolisation“ (Entteufelung) der Partei statt. 2015 schloss Marine Le Pen ihren Vater aufgrund „schwerer Verfehlungen“ aus der Partei aus und benannte sie 2018 in Rassemblement National um. Die Partei hat sich seither in der bürgerlichen Mitte wählbar gemacht, selbst wenn radikale Positionen gegen Einwanderung weiterhin vertreten werden.
Der RN bleibt jedoch mit Herausforderungen konfrontiert, insbesondere im Hinblick auf die Mobilisierung von Wählern für eine mögliche Präsidentschaftswahl. Marine Le Pen hat sich als respektierte Gesprächspartnerin in den französischen Medien etabliert, obwohl die Umfragewerte aufzeigen, dass ein Wahlsieg unwahrscheinlich bleibt, sofern die Wahlbeteiligung nicht ungewöhnlich gering ist. Marine Le Pen eckt insbesondere in der europäischen Politik, etwa in Bezug auf den Ukraine-Konflikt, an, da sie die Wirtschaftssanktionen gegen Russland ablehnt. Der Blick in Frankreich richtet sich bereits auf die Präsidentschaftswahl 2027, da Emmanuel Macron nicht mehr antreten kann, wie fr.de berichtete.