
In Sachsen-Anhalt wird die medizinische Versorgung zunehmend zum Problem. Laut der FAZ hat das Bundesland eine der geringsten Ärztedichten in Deutschland. Mit nur knapp 204 niedergelassenen Ärzten pro 100.000 Einwohner liegt Sachsen-Anhalt auf dem vorletzten Platz der bundesweiten Rangliste, nur Brandenburg steht noch schlechter da.
Besonders markant sind die Unterschiede zwischen den Städten und ländlichen Gebieten. Halle (Saale) weist mit 213,5 Ärzten pro 100.000 Einwohner die höchste Ärztedichte im Land auf, während Magdeburg mit über 198 Ärzten nicht viel besser dasteht. Im Vergleich dazu, sind in Hamburg rund 310 Ärzte pro 100.000 Einwohner verfügbar. Diese geografischen Unterschiede führen dazu, dass insbesondere ländliche Gemeinden unter einem akuten Ärztemangel leiden.
Hausärztliche Versorgung unter Druck
Die hausärztliche Versorgung in Sachsen-Anhalt zeigt alarmierende Zahlen. Auf 100.000 Einwohner kommen nur 67 Hausärzte, während 10,3 Prozent der derzeitigen Hausärzte bereits über 65 Jahre alt sind. Das MDR berichtet, dass ländliche Regionen besonders stark unter dem Mangel leiden und dass städtische Gebiete eine höhere Dichte an medizinischer Versorgung aufweisen.
Ein zentraler Grund für die Misere ist die seit den 1990er Jahren verringerte Anzahl an Medizinstudienplätzen. Dazu kommt die veränderte Wahrnehmung des Berufs. Immer mehr Mediziner ziehen versorgungsferne Tätigkeiten vor, oft zugunsten einer besseren Work-Life-Balance. Dieses Phänomen hat den Ärztemangel verstärkt und die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen weiter gefährdet.
Kritik an der Bedarfsplanung
Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) hat bereits 2002 auf den aufkeimenden Ärztemangel hingewiesen. Dennoch wird das Thema oft unterschätzt und nicht ausreichend angepackt, so die Einschätzung von Daniela Dieterich, Dekanin der Medizinischen Fakultät Magdeburg. Die KVSA hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um neue Ärzte zu fördern, doch die vorhandenen Strategien reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken.
In Sachsen-Anhalt gibt es zudem weniger spezialisierte Versorgungsleistungen in ländlichen Gebieten. Das hat direkte Folgen für die Patienten, die oft lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Wie aus der Analyse der Bundeszentrale für politische Bildung hervorgeht, ist die geringere Bevölkerungsdichte in ländlichen Räumen ein wesentlicher Faktor. Diese führt zu großen Einzugsbereichen für medizinische Leistungserbringer. In vielen Fällen haben Patienten, vor allem Kinder, oft keinen zeitnahen Zugriff auf Fachärzte.
Innovationen als Lösungsansatz
Um die medizinische Versorgung in ländlichen Raum zu verbessern, sind innovative Konzepte gefragt. Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten sowie die Nutzung telemedizinischer Lösungen könnten helfen, die Situation zu entlasten. Telemedizin ermöglicht es, medizinische Dienstleistungen unabhängig vom Standort anzubieten, was in ländlich geprägten Regionen von großer Bedeutung sein kann.
Auf lange Sicht muss die gesamte medizinische Bedarfsplanung überdacht werden, um den Anforderungen der Daseinsvorsorge gerecht zu werden. Die Bevölkerung erwartet qualitativ hochwertige Gesundheitsdienstleistungen, egal wo sie lebt. Es ist an der Zeit, dass die Verantwortungsträger in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus effektive Lösungen entwickeln, um den Ärztemangel zu bekämpfen und die medizinische Versorgung für alle Bürger zu gewährleisten.