
Das Bundesverfassungsgericht hat in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass die Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen von den Bundesländern an die Fußballverbände und Vereine weitergegeben werden dürfen. Diese Entscheidung, die einen zehnjährigen Streit um die Gebühren beendet, entfaltet weitreichende Folgen für den deutschen Profifußball.
Das Urteil wurde am Dienstag verkündet, unter dem Vorsitz von Stephan Harbarth, dem Präsidenten des Ersten Senats. Insbesondere seit der ersten Rechnung des Landes Bremen über 425.000 Euro an die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach einem Derby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV im Jahr 2015 haben sich die Konflikte zwischen den Bundesländern und den Verbänden zuspitzt. Die DFL hatte sich gegen diese Rechnung gewehrt, jedoch juristische Niederlagen vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen und dem Bundesverwaltungsgericht erlitten.
Folgen für die Vereine
Die Auswirkungen des Urteils sind derzeit unklar, insbesondere für Vereine wie den FC Hansa Rostock. Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), begrüßt zwar das Urteil, sieht jedoch nicht in ihm eine allumfassende Lösung. Pegel plant eine detaillierte Analyse des Urteils und dessen Konsequenzen für Mecklenburg-Vorpommern. Er betont, dass ein Dialog mit Hansa Rostock und anderen Landesinnenministern notwendig sei, um faire Lösungen zu finden.
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Uneinheitlichkeit unter den Bundesländern. Während Bayern, Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg keine Rechnungen an die Clubs stellen möchten, sehen Sachsen, Berlin, Hessen und Hamburg hierin durchaus eine Möglichkeit. Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich eine bundeseinheitliche Regelung, um Wettbewerbsnachteile für seine Clubs zu vermeiden.
Kosten im Profifußball
Nach Angaben des Innenministers betragen die Kosten für reguläre Partien bundesweit etwa 120 Millionen Euro, die derzeit vom Steuerzahler getragen werden. Die Zusatzkosten für Hochsicherheitsspiele hingegen summieren sich auf 20 bis 30 Millionen Euro jährlich. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer schlägt in diesem Kontext eine bundesweite Fonds-Lösung vor, bei der die Profiliga in einen Fonds einzahlt und die Polizeikosten nach Aufwand abgerechnet werden.
Die DFL und der DFB haben ihre Enttäuschung über das Urteil geäußert. Sie fürchten, dass durch die Gebühren kleinere Vereine gefährdet werden, was in der Folge den Fußballstandort Deutschland erheblich belasten könnte. Wie die DFL-Anwälte erklären, müsse auch die DFL ernsthaft überlegen, wie die Sicherheitsfragen im Profifußball nachhaltig angegangen werden können, um künftig solche Mehrkosten zu vermeiden.
Kritik und Widerstand
Von Seiten der Fanvertreter, insbesondere des Fanbündnisses „Unsere Kurve“, wird das Urteil als langfristig schädlich für die öffentliche Ordnung angesehen. Sie warnen vor der Gefahr, dass die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit als Kernaufgabe des Staates nicht mehr aus Steuermitteln finanziert wird, sondern auf die Schultern der Vereine abgewälzt wird. Thomas Kessen, ein Sprecher des Bündnisses, fordert zudem, das Urteil auch auf andere Großveranstaltungen auszudehnen.
Die Diskussion über die Tragung der Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen ist somit eröffnet und könnte künftig weitreichende politische sowie sportliche Konsequenzen nach sich ziehen. Nur die Zeit wird zeigen, wie sich diese Neuerungen auf die einzelnen Vereine, insbesondere den FC Hansa Rostock, auswirken werden.
Für weiterführende Informationen zu diesem Thema können Sie die Berichte von Nordkurier, Ran und Sportschau konsultieren.