
Am 27. Januar 2025 wurde Prof. Jeroen Dewulf vom Institute of European Studies (IES) als Gastprofessor an der Universität Regensburg (UR) empfangen. Dewulf ist Professor am UC Berkeley Department of German & Dutch Studies und Direktor des Dutch Studies Program. Dieser Besuch ist Teil eines etablierten Austauschprogramms, das 2017 ins Leben gerufen wurde, um die Kooperation zwischen der UR und dem IES zu fördern. Die Universität Regensburg berichtet, dass das Programm 2022 um den Austausch für Professorinnen und Professoren erweitert wurde. Dewulf ist die dritte Gastprofessorin respektive der dritte Gastprofessor, der im Rahmen dieses Programms an die UR eingeladen wurde.
Dewulf wird vom 26. Januar bis 5. Februar 2025 in Regensburg sein und im Rahmen seiner Zeit mehrere Vorträge halten. Zu seinen Themen gehören der transatlantische Sklavenhandel und die damit verbundenen kulturellen sowie politischen Dimensionen. Dies spiegelt seine Forschungsinteressen wider, die sich auf den niederländischen und portugiesischen (Post-)Kolonialismus konzentrieren. Die Gerda-Henkel-Stiftung ergänzt diese Aspekte, indem sie betont, dass während des 18. Jahrhunderts die Nachfrage nach Kolonialprodukten im deutschsprachigen Raum, insbesondere nach Zucker und Kaffee, stark anstieg. Diese Produkte hatten nicht nur wirtschaftliche Bedeutung, sondern maßgeblich auch Einfluss auf die sozialen Strukturen der Zeit.
Kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen
Die enge Beziehung zwischen der deutschen Textilindustrie und der karibischen Plantagenökonomie ist ein Beispiel dafür, wie Handel und Sklavenarbeit in der europäischen Wirtschaft verwoben waren. Historiker weisen darauf hin, dass Händler aus Mitteleuropa von diesem Zwischenhandel profitierten, indem sie dänische und niederländische Schiffe für den Re-Export von Kolonialprodukten nutzten. Die von der Stiftung berichtete Tatsache, dass über 60% der Überseeimporte in Hamburg aus Zucker und Kaffee bestanden, verdeutlicht die wirtschaftliche Bedeutung dieser Waren.
Dewulfs Vorträge werden auch die Verbindungen zwischen diesen wirtschaftlichen Praktiken und den kulturellen Narrativen beleuchten. Die Erschütterungen und Herausforderungen, die der transatlantische Sklavenhandel sowohl für die afrikanische als auch für die amerikanische Gesellschaft mit sich brachte, sind Themen, die in den von ihm gehaltenen Vorträgen behandelt werden. Insbesondere der Gastvortrag am 30. Januar 2025 zur Konkurrenz um Vorstellungen des Jenseits in slave societies wird wertvolle Einblicke bieten.
Historisches Erbe und moderne Perspektiven
Das Erbe des transatlantischen Sklavenhandels ist auch heute noch spürbar, insbesondere in den sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die die Nachfahren ehemaliger Sklaven betreffen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass zwischen 1500 und dem Ende des atlantischen Sklavenhandels etwa zwölf Millionen Menschen verschleppt wurden. Diese historische Realität hat weitreichende demografische und soziale Folgen, die bis in die Gegenwart reichen. Widerstand gegen die Sklaverei nahm viele Formen an, von Rebellionen über Flucht bis hin zu subtilen Formen der Widerstände.
Der zeitgenössische Diskurs über Sklaverei und ihren Einfluss auf moderne Gesellschaften ist daher enorm wichtig, um ein umfassendes Verständnis der sozialen Dynamiken und Ungleichheiten, die daraus entstanden sind, zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund könnten Dewulfs Vorträge ein wertvoller Beitrag zur Auseinandersetzung mit dieser komplexen und schmerzhaften Geschichte sein und gleichzeitig auf die neueren Entwicklungen im Bereich der postkolonialen Studien verweisen.
Zum Abschluss wird am 3. Februar 2025 um 16 Uhr in H24 eine Informationsveranstaltung über Austauschprogramme stattfinden, die auf das Engagement der UR aufmerksam macht und zukünftigen Studierenden Chancen in der Forschung bietet.