
Ein neuer Ansatz in der Prävention kognitiver Beeinträchtigungen nimmt an Fahrt auf. Prof. Dr. Tilo Strobach von der Medical School Hamburg hat gemeinsam mit einem Forschungskonsortium eine bedeutende Studie zu computergestütztem kognitivem Training (CCT) veröffentlicht. Die Ergebnisse, die im Journal BMC Psychology vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass CCT eine vielversprechende Methode sein könnte, um kognitive Funktionsstörungen zu adressieren. Medical School Hamburg berichtet, dass CCT eine nicht-invasive Behandlungsstragie ist, die durch das wiederholte Üben computergestützter Aufgaben auf spezifische kognitive Funktionen abzielt.
Traditionelles kognitives Training ist oft kostspielig und mit langen Wartezeiten verbunden. Im Gegensatz dazu präsentiert sich mobiles CCT als eine zugängliche und vielfältigere Option, die potenziell die Lösung der Versorgungssituation verbessern könnte. Strobachs Zwischenanalyse untersucht außerdem die Auswirkungen eines mobilen, gamifizierten CCT auf Erwachsene mit diagnostizierter leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI). Erste Hinweise deuten auf einen möglichen Nutzen dieser Intervention hin.
Kognitive Beeinträchtigungen und ihre Risiken
Kognitive Funktionen – wie Denken, Lernen, Erinnern und Kommunizieren – sind integrale Bestandteile unserer täglichen Lebensqualität. Mit zunehmendem Alter können allerdings Veränderungen in der Kognition auftreten, die in manchen Fällen zu ernsthaften Erkrankungen wie Demenz führen können. Cochrane berichtet, dass leichte kognitive Störungen viel häufiger sind als Demenz und häufig als Vorstufen zur Entwicklung einer Demenz betrachtet werden. Daher zeigt sich ein starkes Interesse an präventiven Maßnahmen.
Computergestütztes kognitives Training wird als mögliche Methode zur Erhaltung kognitiver Funktionen bei MCI empfohlen. In einer umfassenden Review wurden Studien bis zum 15. März 2018 untersucht, die CCT über mindestens 12 Wochen mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Ergebnisse dieser Analyse deuten auf einen geringen Nutzen von CCT hin, jedoch waren die wissenschaftlichen Evidenzen aufgrund kleiner Fallzahlen und methodischer Schwächen insgesamt von niedriger Qualität. Größere, längerfristige Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit von CCT fundierter zu belegen.
Regionaler Kontext und gesundheitliche Implikationen
In Deutschland leben über 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen, wobei Alzheimer die häufigste Form ist. Jährlich kommen mehr als 400.000 neue Fälle hinzu, und gegenwärtig gibt es kein Heilmittel für Demenz. Zeitschrift Sportmedizin hebt hervor, dass die frühe Erkennung von Personen mit erhöhtem Risiko entscheidend sein könnte, um den kognitiven Abbau zu verzögern.
In einer aktuellen Studie zur Kombination von körperlichem und kognitivem Training konnte gezeigt werden, dass regelmäßig durchgeführtes Training signifikante Verbesserungen der Kognition zur Folge hatte. 175 Teilnehmende, die im Durchschnitt 73,1 Jahre alt waren, nahmen an diesem Ansatz teil, der im Rahmen von regelmäßigem Training auch Vitamin D berücksichtigte. Obwohl Vitamin D keinen signifikanten Effekt auf die kognitive Funktion zeigte, führte die Kombination aus aerobem Training, Widerstandstraining und kognitivem Training zu relevanten Verbesserungen. Die Resultate könnten weitreichende Auswirkungen auf das Risikomanagement und die Lebensqualität der Betroffenen haben.
In Anbetracht der aktuellen demografischen Entwicklungen und der Notwendigkeit, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern, sind nicht-pharmakologische Ansätze, wie das CCT, sowohl kosteneffizient als auch zugänglich für eine breite Bevölkerungsgruppe. Angesichts der enormen Herausforderungen, die mit Demenz einhergehen, bedarf es weiterer Forschung und innovativer Lösungen, um den kognitiven Abbau frühzeitig zu bekämpfen und zu verlangsamen.