
In einer Diskussionsrunde über fünf Jahre Corona in der Sendung von Markus Lanz, die am 11. April 2025 stattfand, wurde intensiv über die verschiedenen Herausforderungen und Lehren aus der Pandemie gesprochen. Unter anderem standen die Schulschließungen im Fokus. Karl Lauterbach (SPD), der Bundesgesundheitsminister, äußerte sich dabei zu den umstrittenen Entscheidungen, die während der Pandemie getroffen wurden.
Moderator Markus Lanz gewährte der Diskussion Nachspielzeit, obwohl nur noch zehn Minuten Sendezeit verblieben. Lauterbach zielte insbesondere auf die Angriffe, die auf Christian Drosten, den Virologen der Charité, gerichtet wurden. Er stellte klar, dass Drosten nicht verantwortlich für die gegenwärtigen Probleme sei. Interessant ist, dass Drosten für die Runde eingeladen wurde, jedoch nicht teilnehmen konnte, was die Diskussion weiter anheizte.
Reflexion über Schulschließungen
Lauterbach räumte ein, dass die langen Schulschließungen während der Pandemie ein Fehler waren. Sein anfänglicher Standpunkt, dass Kinder genauso ansteckend wie Erwachsene seien, wurde im Rückblick kritisch beleuchtet. Er betonte, dass der Wissensstand der Wissenschaftler zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichte, um Schulen fast ein ganzes Jahr lang geschlossen zu halten. Dies war ein zentrales Manko in der Pandemiebewältigung.
Christian Drosten, der während der Pandemie häufig kommunizierte, wies darauf hin, dass es keine Empfehlungen für flächendeckende Schulschließungen bei Ministerpräsidentenkonferenzen gegeben habe. Die Kritik von Lauterbach, dass es zu wenig Interesse an Maßnahmen für Kinder gab, darunter Luftfilteranlagen und Wechselunterricht, stieß auf Zustimmung. Beide Experten erkannten die gesellschaftliche Polarisierung an, die durch die Krise verstärkt wurde.
Gesundheitliche Folgen für Jugendliche
Die Diskussion über die Auswirkungen der Schulschließungen wird durch eine aktuelle Studie untermalt, die sich mit der psychischen Gesundheit von 11- bis 17-Jährigen während der Pandemie befasst. Wissenschaftler aus Hamburg und Konstanz untersuchten, wie unterschiedlich lange Schulschließungen in den 16 Bundesländern die Lebensqualität der Jugendlichen beeinträchtigt haben. Die Ergebnisse der Copsy-Studie zeigen, dass die Lebensqualität mit jeder zusätzlichen Woche der Schließung sank, während die psychischen Belastungen anstiegen.
Insbesondere Jungen und Kinder aus Haushalten mit geringem Wohnraum litten stark unter den Auswirkungen. Ravens-Siebere, Leiterin der Copsy-Studie, fordert eine Stärkung der Schulen, um Kinder und Jugendliche besser auf zukünftige Krisen vorzubereiten.
Die Pandemiebewältigung zeigte klare Fehler auf, doch Lauterbach betont auch, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ gut durch die Krise gekommen sei. Politisch und kommunikativ sei die Vorbereitung auf die nächste Pandemie jedoch unzureichend, ein Umstand, den sowohl er als auch Drosten offen kritisierten.
Insgesamt verdeutlicht die Expertenrunde bei Lanz, dass der gesellschaftliche Dialog über die Pandemie und ihre Folgen für die Zukunft entscheidend sein wird. Die Lektionen aus den letzten fünf Jahren sind unverzichtbar, um aus der Geschichte zu lernen.