
Die Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland beschäftigt immer mehr Menschen. Eine aktuelle Studie des Bundeskriminalamtes verdeutlicht, dass mehr als die Hälfte der Frauen und fast ein Viertel der Männer nachts aus Sicherheitsbedenken auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel verzichten. Rund 50% der Bevölkerung geben an, sich ohne Begleitung unwohl zu fühlen, insbesondere im Nahverkehr, wo dieser Wert bei 54,5% liegt. Dieses Unbehagen spiegelt sich in der alarmierenden Statistik zu Gewaltdelikten wider, die von Schwäbische.de berichtet wird.
Im Jahr 2024 wurden an deutschen Bahnhöfen insgesamt 27.160 Gewaltdelikte registriert, was einen Anstieg im Vergleich zu 25.640 Fällen im Jahr 2023 darstellt. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Sexualdelikte, die von 1.898 auf 2.262 Fälle zunahmen. Die Polizeiliche Eingangsstatistik zeigt zudem einen Rückgang der Betäubungsmitteldelikte, was möglicherweise auf die Teillegalisierung von Cannabis im April 2024 zurückzuführen ist.
Regionale Unterschiede in der Kriminalität
Die Kriminalitätsentwicklung variiert stark zwischen den verschiedenen Städten. So verzeichnete der Berliner Hauptbahnhof 2024 die höchste Zahl an Gewaltdelikten in Deutschland mit 764 Fällen, gefolgt von Dortmund mit 735 und Hannover mit 715 Gewaltdelikten. Während in Städten wie Hamburg, Nürnberg und Frankfurt/Main ein Rückgang der Gewaltdelikte zu beobachten ist, steigen in Berlin, Dortmund, Köln und München die Zahlen weiterhin.
Bahnhof | Gewaltdelikte 2024 |
---|---|
Berliner Hauptbahnhof | 764 |
Dortmund Hauptbahnhof | 735 |
Hannover Hauptbahnhof | 715 |
Kölner Hauptbahnhof | 703 |
Für Reisende ist der Dortmunder Hauptbahnhof 2024 besonders riskant, da er auch die meisten Sexualdelikte mit 53 verbuchte, gefolgt von Frankfurt und Hamburg mit jeweils 40. Die Kölner Bahnhöfe führten 2023 mit 57 Sexualdelikten die Liste an. Bemerkenswert ist zudem, dass bei Eigentumsdelikten überproportional viele Tatverdächtige ohne deutschen Pass identifiziert werden, insbesondere aus Polen, Syrien und der Ukraine.
Technische Maßnahmen und gesellschaftliche Diskussion
Um die Sicherheitslage zu verbessern, haben Bund und Bahn umfangreiche technische Aufrüstungen in die Wege geleitet. So wurden 11.000 Kameras an rund 750 Bahnhöfen installiert, mit einem Investitionsvolumen von 180 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote von Straftaten hat sich dadurch bereits verdreifacht. Dennoch blühen Diskussionen über Frauen-Abteile im öffentlichen Nahverkehr, die bislang jedoch auf wenig Resonanz gestoßen sind.
Die Zahlen zeigen nicht nur das Ausmaß der Kriminalität, sondern auch, wie sehr die öffentliche Wahrnehmung unter dem Einfluss dieser Entwicklungen leidet. Sorgen um das eigene Sicherheitsempfinden prägen das Reiseverhalten vieler Menschen, was nicht nur für Frauen, sondern für die gesamte Gesellschaft eine dringende Herausforderung darstellt. Die Diskrepanz zwischen den ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen und dem steigenden Unbehagen erfordert dringend eine umfassendere Diskussion und Lösung.