
Am 5. Februar 2025 steht die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland ganz oben auf der Agenda der Gesundheitsversorgung. Mit dem Start am 15. Januar 2025 in ausgewählten Testregionen, darunter Hamburg und Teile von Nordrhein-Westfalen, stellt die ePA einen bedeutenden Fortschritt dar. Sie soll eine digitale Akte für Gesundheitsdaten schaffen, die von Ärzten, Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen verwaltet wird.
Ein zentrales Ziel dieser Initiative ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung und Effizienz im Gesundheitssystem. Das Vorhaben kommt jedoch nicht ohne Bedenken. Kritiker warnen vor möglichen Datenschutzproblemen und der Nutzung der erhobenen Gesundheitsdaten. Besonders markant ist der Vorschlag von Friedrich Merz, dem Kanzlerkandidaten der CDU/CSU, der finanzielle Anreize für Versicherte schaffen möchte. Er schlägt vor, dass Versicherte, die ihre Daten in der ePA speichern, bis zu 10% weniger an Krankenversicherungsbeiträgen zahlen könnten. Bei einem Bruttoeinkommen von 2500 Euro könnte dies etwa 21,31 Euro Ersparnis für Mitglieder der Techniker Krankenkasse bedeuten.
Herausforderungen und Sicherheitsbedenken
Die Einführung der ePA hat in der Bevölkerung gemischte Reaktionen ausgelöst. Trotz der Vorteile, wie dem vereinfachten Austausch medizinischer Dokumente und der Vermeidung von Doppeluntersuchungen, gibt es auch berechtigte Sorgen. Die Sicherheitsforscherin Bianca Kastl hat auf mögliche Ungleichheiten im Gesundheitswesen hingewiesen, ebenso wie auf die Risiken, die mit der Speicherung sensibler medizinischer Daten verbunden sind.
Zusätzlich äußerte der Chaos Computer Club im Dezember 2024 Bedenken hinsichtlich Sicherheitslücken, die vor allem unverschlüsselte Kartennummern und Mängel im Kartenausgabeprozess betreffen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen geplant. Die gematik und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) setzen hohe Standards, inklusive einer Zwei-Faktor-Authentifizierung und regelmäßigen Sicherheitsaudits.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zukunftsausblick
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht in der Nutzung von Gesundheitsdaten große Chancen und plant ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz zur Schaffung einer notwendigen Dateninfrastruktur. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fordert eine bessere Patientensteuerung und kritisiert die unzureichende staatliche Finanzierung des Gesundheitssystems.
Daneben plant Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Kapitalerträge zu nutzen, um die gesetzlichen Krankenkassen zu finanzieren. Dieser Plan stößt jedoch auf Widerstand, insbesondere von CSU-Chef Markus Söder, der sich gegen die vorgeschlagenen Maßnahmen stellt.
Die ePA wird in 300 Gesundheitseinrichtungen getestet, wobei zusätzliche Schutzmaßnahmen entwickelt werden, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Nutzer können die ePA über spezielle Apps oder einen ePA-Client registrieren, wobei der Zugang über digitale Endgeräte erfolgt. Versicherte ohne digitale Geräte haben die Möglichkeit einer passiven Nutzung, da ihre Daten automatisch von den medizinischen Einrichtungen befüllt werden.
Auf lange Sicht stellt die ePA einen entscheidenden Schritt in Richtung einer effizienteren Patientenversorgung dar, dessen Erfolg jedoch stark von den Maßnahmen zum Datenschutz und der kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheitsstandards abhängt. Trotz der Herausforderungen könnte die Digitalisierung im Gesundheitswesen letztendlich die Grundlage für eine bessere und koordinierte medizinische Versorgung legen.