
Die Glockenbrot-Großbäckerei in Frankfurt am Main wird in den kommenden drei bis fünf Jahren schließen, wie die Rewe-Gruppe nun offiziell bekannt gegeben hat. Die Entscheidung bedeutet das Ende für 480 Arbeitsplätze am Standort. In den nächsten Wochen sollen Verhandlungen mit dem Betriebsrat beginnen, um sozialverträgliche Lösungen zu finden, einschließlich einem Interessenausgleich und einem Sozialplan.
Die Rewe-Gruppe begründet die Schließung mit ausgereizten Kapazitäten und mangels alternatives Räumlichkeiten am Frankfurter Standort. Ein Neubau würde mit hohen Investitionen verbunden sein, die als wirtschaftlich nicht rentabel angesehen werden. Daraus ergibt sich eine trendmäßige Rückentwicklung, die auch die gesamte Branche betrifft; im Jahr 2022 verschwanden allein 780 Bäckereien in Deutschland, was die Gesamtzahl auf etwas mehr als 9600 reduzierte, gemäß den Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks.
Veränderungen in der Branche
Rewe zieht sich damit von der eigenen Brot- und Backherstellung zurück. Künftig wird die Harry-Brot GmbH, die bereits in der Branche etabliert ist, für Rewe produzieren. Diese Entscheidung ist Teil eines größeren Umstrukturierungsplans, der auch den Produktionsstandort in Bergkirchen betrifft. Auch hier soll Harry-Brot bis Ende 2025 die Großbäckerei übernehmen. Harry-Brot plant zudem, alle etwa 320 Mitarbeiter des Bergkirchen-Standorts zu übernehmen.
Zusätzlich hat Harry-Brot den Plan, ein Grundstück in Erlensee zu erwerben, um dort eine neue Großbäckerei zu bauen, die voraussichtlich ab 2028 in Betrieb genommen wird. Diese Vorhaben stehen jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Kartellbehörden. Unklar bleibt, ob der Name „Glockenbrot“ nach dem Verkauf des Münchner Werks erhalten bleibt.
Marktentwicklung und Herausforderungen
Die Schließung von Glockenbrot ist nicht nur ein lokales, sondern auch ein klares Zeichen für die Herausforderungen der Branche. Steigende Energie- und Rohstoffpreise belasten Bäckereien in Deutschland zunehmend. Laut dem Zentralverband hat die Branche im Jahr 2022 einen Umsatz von circa 16,27 Milliarden Euro erzielt, was eine Umsatzsteigerung von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies geschah jedoch hauptsächlich aufgrund allgemeiner Preissteigerungen.
Verbandspräsident Michael Wippler äußert sich besorgt: „Die Bürokratie ist erdrückend und muss um 30 Prozent reduziert werden, um wirtschaftlich arbeiten zu können.“ Diese Worte verdeutlichen die schwierigen Bedingungen, unter denen viele Bäckereiunternehmen kämpfen. Viele junge Unternehmer zeigen sich dennoch optimistisch, trotz der widrigen Umstände, mit der Hoffnung, innovative Wege zu finden, um in der Branche zu bestehen.
Der Rückzug von Rewe aus der Backwarenproduktion markiert somit nicht nur das Ende für die Glockenbrot-Bäckerei, sondern könnte auch weitreichende Folgen für die Zukunft der Bäckereibranche in Deutschland haben.