
Die Bundesbank warnt vor erheblichen Risiken, die durch die Zolldrohungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump für die deutsche Wirtschaft entstehen könnten. In einer aktuellen Bewertung äußerte sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel in Frankfurt zu den Gefahren einer potenziellen Abschottung der USA. Zugleich prognostizieren führende Ökonomen, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands bis 2027 um fast 1,5 Prozentpunkte sinken könnte. Diese Einschätzungen basieren auf den angekündigten Maßnahmen Trumps, die als größte Bedrohung für die bereits geschrumpfte deutsche Wirtschaft angesehen werden.
Angesichts der Tatsache, dass die USA der wichtigste Handelspartner Deutschlands sind, wird die Einführung neuer Zölle als besonders problematisch erachtet. Bereits jetzt hat die US-Regierung 10 Prozent Zölle auf chinesische Waren eingeführt, während für März Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl angekündigt sind. Zudem befinden sich mögliche Zölle gegen Mexiko und Kanada in der Planung. Trumps jüngste Ankündigungen beinhalten auch eine signifikante Erhöhung von Zöllen auf Importe aus China, die auf 60 Prozent ansteigen könnten, während deutsche Produkte mit 10 Prozent belegt werden könnten, erläutert die Dewezet.
Prognosen der Bundesbank und ökonomische Auswirkungen
Die Bundesbank hat bereits im November auf die möglichen Kosten für Deutschland hingewiesen. Nagel warnt, dass Trumps Zolloffensive das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um ein Prozent verringern könnte. Dies wäre eine direkte Konsequenz der Rückwirkungen, die die US-Politik auf europäische Märkte hat. Auch die Inflation in den USA könnte durch die erhöhten Zölle steigen, was wiederum die Kaufkraft der Verbraucher verringern würde. Diese Inflationseffekte könnten die Federal Reserve daran hindern, ihre Zinspolitik zu lockern, so die Analyse von ZDF.
Nagels hypothetische Szenarien basieren auch auf der Annahme, dass Handelspartner mit Vergeltungszöllen reagieren werden, was bereits von der EU angekündigt wurde. Dies könnte die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den USA und Europa erheblich beeinträchtigen und die Nachfrage nach global gehandelten Waren dämpfen. Vor allem die deutschen Exporte nach Amerika könnten erheblich leiden. Experten prognostizieren, dass eine 10-prozentige Zolllast auf europäische Güter die deutschen Exporte in die USA um bis zu 15 Prozent reduzieren könnte, was angesichts der Bedeutung des US-Marktes alarmierend ist.
Folgen für die Verbraucher und internationale Beziehungen
Die Einführung höherer Zölle bedeutet nicht nur weniger Wettbewerbsfähigkeit für deutsche Unternehmen, sondern auch steigende Preise für US-Verbraucher. Letztlich werden die erhöhten Zölle von US-Unternehmen getragen, die aus dem Ausland importieren, und nicht von den Exporteuren. Dies bedeutet höhere Kosten für US-Verbraucher, die sich in einem Anstieg der Inflationsrate äußern werden. Angesichts eines Handelsdefizits der USA von über 773 Milliarden Dollar im letzten Jahr könnte Trump versuchen, die Zölle als Einnahmequelle zur Finanzierung geplanter Steuersenkungen zu nutzen, berichtet Investment Week.
Die deutsche Wirtschaft, die im Jahr 2023 Waren im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA exportierte, könnte von diesen Entwicklungen stark getroffen werden, insbesondere wichtige Branchen wie Pharma, Maschinenbau und Automobilindustrie. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die EU auf diese Zollerhöhungen reagieren wird. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, dass Europa Trump in anderen Bereichen wie Rüstungsausgaben entgegenkommt, um einen ausgewachsenen Handelskrieg zu vermeiden.